Archiv
Wie genau sind Augenzeugen-Aussagen?
Wahrnehmung und Erinnerung sind lückenhaft und subjektiv
Wen genau hat man am Tatort gesehen? Sich zu erinnern, ist gar nicht so einfach!
© AMATHIEU, fotolia
Ob Unfall oder Verbrechen: Aussagen von Augenzeugen dienen der Wahrheitsfindung, als Beweismittel und sind Basis von Strafanzeigen. Allerdings kann ein Tathergang kaum völlig objektiv geschildert werden, denn unsere Wahrnehmung ist selektiv und Erinnerungen oft bruchstückhaft oder gar falsch.
Wahrheitsgehalt von Zeugenaussagen
Polizei und Gerichte müssen stets prüfen, wie glaubhaft die Schilderungen von Augenzeugen sind. Die Aussagen müssen nicht nur deshalb auf Zuverlässigkeit geprüft werden, weil jemand bewusst lügen oder eine Falschaussage machen könnte. Es können auch ungewollt beziehungsweise unterschwellig Informationen verloren gehen oder Fehler passieren. Eine brauchbare Aussage erhält man nur dann, wenn der Zeuge…
- eine Begebenheit richtig wahrgenommen hat,
- sich korrekt erinnert und
- die Begebenheit richtig widergibt.
Selektive Wahrnehmung, bruchstückhafte Erinnerungen, suggestive Fragestellungen und die Unfähigkeit, Eindrücke prägnant zu schildern, können eine Zeugenaussage also verzerren. Auch, wenn eine Aussage subjektiv wahr ist, muss sie nicht den Tatsachen entsprechen. PolizeiDeinPartner.de hat Tipps, was Zeugen beachten können, um möglichst präzise und zutreffende Aussagen zu machen. Dazu sprachen wir mit dem Juristen Peter Marchlewski, der stellvertretender Pressesprecher im NRW-Justizministerium war.
Herr Marchlewski, was ist an Zeugenaussagen problematisch?
Das Hauptproblem der menschlichen Wahrnehmung besteht in der Beschränktheit unserer Aufnahmekapazität. Wir nehmen also nur einen Teil dessen wahr, was um uns herum geschieht. Den anderen Teil blendet unser Unterbewusstsein aus. Dieses Phänomen nennen wir, selektive Wahrnehmung`.
An welcher Stelle spielt uns unsere Wahrnehmung einen Streich?
Peter Marchlewski: Je weniger ich mich auf eine Aufgabe konzentriere, umso schlechter kann ich mich erinnern. Besonders gefahrgeneigt sind daher alle Tätigkeiten, die ich jeden Tag geradezu ritualisiert erledige. Hier ist es nahezu unmöglich, gestern von heute oder andersherum zu unterscheiden. Nehmen wir ein simples Beispiel: Fast jeder uns muss als Fußgänger, Rad- oder Autofahrer mindestens eine Ampel auf dem Weg zur Arbeit beachten. Sobald wir im Büro angekommen sind, ist die Frage, ob man vor der Ampel bei rot warten musste oder direkt grün hatte, völlig gleichgültig. Also verschiebt das Gehirn diese Nebensächlichkeit in den Papierkorb. Versuchen Sie sich doch an Ihren Weg heute zur Arbeit zu erinnern!
Weitere archivierte Kurznachrichten
Das Problem liegt nicht bei der Polizei, sondern bei der Politik[mehr erfahren]
GdP-Kampagne „Auch Mensch“ neu aufgelegt[mehr erfahren]
Rechte von Kindern durchsetzen[mehr erfahren]
Bodycams für Polizei bundesweit einführen[mehr erfahren]
Wettbewerb „Unterwegs – aber sicher!“[mehr erfahren]
Positiver Trend setzt sich fort[mehr erfahren]
GdP-Vize Jörg Radek für Vorratsdatenspeicherung[mehr erfahren]
Aktivitäten
Service
Schützen Sie Ihre Immobilie gegen Einbruch!
Audio Podcasts
Hier finden Sie alle Podcasts
Erklärung einschlägiger Präventions-Begriffe
Beliebte Artikel
Streit um die Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht
Autofahrer schimpfen regelmäßig über dreiste Radfahrer und umgekehrt....[mehr erfahren]
Diagnose: Hohe Einbruchsgefahr
Arztpraxen sind in Deutschland seit der Einführung der Praxisgebühr...[mehr erfahren]
Wie Computer und Internet das Leben beeinflussen
Kind zu sein, ist heute schwieriger und anstrengender geworden als in...[mehr erfahren]