17.03.2013

Die Situation der Kinder wahrnehmen und handeln

Gewalt in Paarbeziehungen entlädt sich häufig zu Hause

© JackF, fotolia

Kinder können traumatisiert werden 

Wenn die Kinder und Jugendlichen keine Hilfe erhalten, dann verarbeitet ihre Seele das auf ihre eigene Art und Weise, um sich zu schützen und um überleben zu können. Diese Erfahrung kann ihre Entwicklung ebenso schädigen als wenn sie selbst misshandelt worden wären. Die Reaktionen sind allerdings von Mensch zu Mensch sehr verschieden. Es können psychische Probleme, psychosomatische Erkrankungen oder Angstzustände entstehen. Sie können Hemmungen entwickeln, auf andere Menschen zuzugehen. Auch andere Langzeitfolgen können auftreten, erläutert Claudia Bundschuh: „Manche Kinder zeigen später Auffälligkeiten in ihrem Umgang mit anderen Menschen, weil sie mit einem falschen Bild aufwachsen, wie man offensichtlich Konflikte in einer Beziehung löst. Männer tun dies in ihrer Vorstellung dann durch Gewalttätigkeit und Frauen durch das Erdulden von Gewalt.“ Wenn Kinder keine Hilfestellung zur Bearbeitung der Erfahrungen erhalten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie dann später ein ähnliches Verhalten zeigen. Es besteht die Gefahr, dass sich dieses Sozialverhalten von einer Generation zur nächsten weiterträgt. 

Nur „betreuter Umgang“ mit gewalttätigen Vätern 

Bei Fällen häuslicher Gewalt gibt es auch Frauen als Täterinnen, doch in den meisten Fällen sind es Männer, die Frauen Gewalt antun. Mit der Beendigung der konkreten Bedrohungssituation ist es mit der Gefahr für die misshandelten Frauen jedoch noch nicht vorbei – und auch nicht mit der Belastung für die Kinder, weiß Claudia Bundschuh: „Die Gefahr für Frauen, die sich aus Gewaltbeziehungen trennen, wirklich schwerste Körperverletzungen zu erleiden, zum Teil mit Todesfolge, ist während der Trennung und kurz danach am größten.“ Die Kinder werden von den Vätern häufig als „Briefkästen“ benutzt, um Drohungen an die Mutter weiterzugeben. Deshalb plädiert sie in solchen familiären Situationen, in denen der Gewalttäter sich etwa noch nicht einem Anti-Aggressivitäts-Training unterzogen hat, für den „begleiteten Umgang“: „Es sollte immer jemand dabei sein, wenn der Vater das Kind oder die Kinder trifft.“ Außerdem sollten Kinder nicht zum Kontakt gezwungen werden. „Wenn sie es aber möchten, sollte mindestens diese Möglichkeit gegeben sein. Der Vater ist ja nicht nur böse. Er ist ja immer noch ihr Vater.“ Aber beim Umgang müsse gewährleistet sein, dass dieser für alle Beteiligten gut geschützt erfolgt. 

Netzwerke leben vom Engagement Einzelner 

Es gibt viele gute Beispiele dafür, wie Institutionen zum Schutz der Kinder und Jugendlichen, die Zeugen häuslicher Gewalt wurden, zusammenarbeiten. So haben sich im „Krefelder Netzwerk gegen Häusliche Gewalt“ verschiedene Institutionen zusammengeschlossen, darunter auch die Polizei. Sie wollen sich gerade im Hinblick auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen bei Fällen häuslicher Gewalt künftig eng abstimmen. Das ist für Claudia Bundschuh aber nur der erste Schritt. Die Netzwerke müssen auch mit Leben erfüllt werden: „Ich merke immer wieder, dass das Funktionieren von solchen Netzwerken sehr personenabhängig ist. Sie leben von den Menschen, die in ihnen tätig sind. Wo ein Bewusstsein da ist, dass es hier einen Handlungsbedarf gibt, wo man sich persönlich kennt und den schnellen, kurzen Weg gehen kann und auch mal kurz durchklingeln kann, funktionieren sie wunderbar. An anderen Stellen, wo so etwas nur von oben vorgegeben wird, sind diese Kooperationen oft schwergängiger.“ 

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