< Kopfhörer im Straßenverkehr
03.10.2019

Die Strategie hängt vom Spielplan ab

Wie könnte man denn als friedlicher Fan zwischen die Fronten geraten?

Die Fantrennung ist die wichtigste Maßnahme, um Gewalt zu verhindern und Unbeteiligte zu schützen. Wenn das nicht klappt und es kommt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen aggressiven Fans beider Vereine, wird keine Rücksicht darauf genommen, ob ein Dritter dazwischensteht. Bei uns in Dortmund ist die Trennung leider relativ schwierig, auch wenn viel dafür getan wird, dass es klappt. Das hängt einfach mit den diversen Anreisewegen und den baulichen Zugangsmöglichkeiten zum Stadion des BVB zusammen. Dennoch versuchen wir natürlich unser Möglichstes, um gewaltbereite Ultra-Gruppen beider Mannschaften und andere aggressive Stadionbesucher und Störer voneinander fernzuhalten.

Was sind konkrete Maßnahmen, um Fantrennung zu gewährleisten?

Das sind zum einen Fanbegleitungsmaßnahmen. Das bedeutet, dass wir bestimmte Gruppen sozusagen eskortieren, um Begegnungen mit gegnerischen Fans zu vermeiden. Darüber hinaus sorgen wir für verstärkte Polizeipräsenz an neuralgischen Punkten. Das sind Orte, an denen es häufig zu Konflikten kommt. Wir sprechen aber auch von verdeckten Maßnahmen. Wir setzen erfahrene Zivilkräfte ein, die das Fanverhalten beobachten und Vorfälle umgehend melden.

Wie kontrollieren Sie, ob Stadionverbote eingehalten werden?

Wir haben szenekundige Beamten. Die kennen die Fan- und natürlich die Ultra-Szene ganz genau. Die Kolleginnen und Kollegen beobachten den Zugang der Gast- und der Heimfans. Die erkennen auch Leute, die ein Stadionverbot von den Vereinen bekommen haben. Das kann man dann in der „Datei Gewalttäter Sport“ überprüfen und im Fall des Falles eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch stellen. So läuft das übrigens bei allen Fußballspielen ab, nicht nur in Dortmund.

Wie bereitet sich die Dortmunder Polizei strategisch auf die Einsätze vor?

Wir befassen uns das erste Mal mit einer Spielbegegnung, wenn die Deutsche Fußballiga die Feinplanung der Spieltage herausgegeben hat. Das heißt: Wenn wir wissen, an welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit die Begegnung stattfindet. Dann prüfen wir erst einmal, ob es notwendig ist, gegen die Gastfans oder Einzelpersonen präventive, polizeiliche Maßnahmen einzuleiten. Das bedeutet zum Beispiel: Meldeauflagen kontrollieren oder Betretungsverbote aussprechen. Dadurch wollen wir verhindern, dass Störer überhaupt nach Dortmund bzw. ins Station kommen. Das ist immer der erste Schritt. Danach wird die Gefahrenlage für das Spiel geprüft. Jeder Spieltag muss individuell betrachtet werden. Denn natürlich hängt die Gefahrenlage von der Spielbegegnung ab. Bei Derbys ist das Gewaltpotenzial naturgemäß höher. Zudem greifen wir natürlich auf unseren Erfahrungsschatz der vergangenen Jahre zurück: Gab es gewalttätige Auseinandersetzungen? Wie lief der Gesamteinsatz in der Vergangenheit ab? Wurde Pyrotechnik abgebrannt? Wie ist die Anreisesituation? Von all diesen Punkten hängt dann ab, mit wie vielen Kräften wir vor Ort sind. Das kann mal eine Hundertschaft sein. Bei Hochrisikospielen, zum Beispiel gegen Schalke 04, können das auch mal mehrere Hundertschaften sein. Sobald wir die Gefahrenlage geprüft haben, tauschen wir uns mit weiteren Partnern aus, etwa der Bundespolizei, dem Verein oder den Verkehrsbetrieben.

Wer sorgt am Spieltag selbst an den verschiedenen Schauplätzen für Sicherheit?

Wir als Polizei Dortmund sorgen für die Sicherheit außerhalb des Stadions und in der Stadt. Die An- und Abreisewege mit Zügen fällt wiederum in den Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei. Der Veranstalter, also der Verein Borussia Dortmund, ist wiederum für den Einsatz von Sicherheitskräften im Stadion verantwortlich. Es geht hier aber immer nur um gefahrenabwehrende Maßnahmen. Wenn es im Stadion zu Gewalt beziehungsweise Straftaten kommt, sind wir als Polizei natürlich dafür verantwortlich und gehen gegen die Störer vor bzw. ermitteln – das macht selbstverständlich nicht der Ordnungsdienst. MW (27.09.2019)

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