17.01.2012

Lebenskompetenz bietet den größten Schutz vor Sucht

Welche Rolle spielt denn die Peergroup beim Konsum von Alkohol?

Die Peergroup bildet einen Rahmen in dem Jugendliche ohne Kontrolle der Eltern Grenzerfahrungen sammeln können – das gilt auch für den Konsum von Alkohol. Jugendliche trinken in der Regel ja nicht allein. Wenn die Jugendlichen in der Peergroup Alkohol konsumieren, hat allein dieser Umstand schon einen gewissen Effekt auf sie. Am Anfang steht gar nicht so sehr die pharmakologische Wirkung von Alkohol im Vordergrund. Im Gegenteil: Diese wird nicht einmal unbedingt als positiv empfunden. Häufig spielen eher andere Faktoren eine Rolle: Sie erfahren durch den Konsum von Alkohol Zuwendung, Interesse und Anerkennung von der Peergroup. Die Atmosphäre ist wichtig, das Zusammensein mit den anderen. Positive Gefühle verstärken dann das Konsumverhalten. Die am Anfang eventuell als unangenehm empfundene Wirkung von Alkohol auf den Körper kann dadurch überwunden werden. Wenn dann noch andere Risikofaktoren hinzukommen wie Misserfolge, ein belastetes familiäres Klima oder andere psychische Störungen, dann steigt das Risiko, eine Abhängigkeitserkrankung zu entwickeln. Wobei dazu immer mehrere Faktoren zusammenkommen. Es sind nicht nur die schlechten Vorbilder oder die sich mangelhaft kümmernden Eltern allein: So leicht ist es nicht. Es gibt keine einfachen Rezepte oder Erklärungen dafür, wer eine Suchterkrankung entwickelt und wer nicht.

Die Peergroup hat einen großen Einfluss auf Kinder und Jugendliche

© Markus Bormann, fotolia

Wie kann es zu einer Alkoholabhängigkeit bei Jugendlichen kommen?

Die Gründe, die dazu führen können, alkoholabhängig zu werden, sind vielfältig. Dazu kann der Zerfall der familiären Bindungen zählen. Viele Jugendliche haben ihren Lebenssinn verloren, viele haben wenig Fähigkeiten entwickelt, Lebenskrisen zu bewältigen. Andere haben sehr früh schmerzhafte Erfahrungen gemacht. Der Drogenkonsum bei Jugendlichen folgt häufig aus einer bereits bestehenden psychischen Erkrankung. Das heißt, dass fast jeder Jugendliche, der ein Suchtproblem hat, eine weitere psychische Erkrankung aufweist, die bereits vor dem Konsum da war. Das können Angsterkrankungen, Depressionen, Essstörungen, Traumata oder Störungen im Sozialverhalten sein. Bei suchtkranken Jugendlichen ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass so eine Störung vorliegt. 

Wie wichtig ist es, dass Eltern einen vernünftigen Umgang mit Alkohol vorleben?

Jugendliche müssen auch den verantwortungsbewussten Konsum von Alkohol erst lernen. Ein vernünftiger Umgang der Eltern mit Alkohol ist also wichtig. Eltern sollten darauf achten, dass der Konsum von Alkohol als Ausnahme und spezieller Genuss dargestellt wird und nicht etwas ist, das zum Alltag gehört. Es sollte auch kein Bezug bestehen zwischen Alkoholkonsum und dem Lösen von Problemen. Das heißt, es sollte nicht zu Alkohol gegriffen werden, wenn man etwa Stress im Job oder einen anderen Konflikt zu lösen hat. Ebenfalls ist es wichtig, zu vermitteln, dass man auch ohne Alkohol feiern und Spaß haben oder ein schönes Essen genießen kann. Dazu gehört auch, dass auf eigenen Feiern genug Alternativen zu Alkohol angeboten werden. Und dass man es keinesfalls als zwingende Notwendigkeit ansieht, dass dort Alkohol getrunken werden muss. Es sollte nicht als besonders erwachsen dargestellt werden, Alkohol zu konsumieren. Eltern sollten auch ihre Gäste nicht dazu anhalten, Alkohol zu trinken oder sie gar in eine Position bringen, in der sie sich für das Ablehnen von alkoholischen Getränken rechtfertigen müssen.

Weitere Infos und Tipps erhalten Eltern unter

http://www.kinderpsychiater-im-netz.de.  

Tipps für Eltern

  • Bedenken Sie: Ihr Kind orientiert sich an Ihrem eigenen Verhalten – das gilt auch für den Umgang mit Alkohol!
  • Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und zeigen Sie echtes Interesse an seinen Freizeit- und Schulaktivitäten.
  • Sorgen Sie für eine offene Kommunikation: Haben Sie immer ein offenes Ohr für die Sorgen, Ängste und Nöte Ihres Kindes.
  • Achten Sie auf Veränderungen im Verhalten Ihres Kindes: Lassen die Schulleistungen nach? Hat sich der Freundeskreis verändert? Werden Hobbys, denen immer gerne nachgegangen wurde, aufgegeben? 
  • Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind legale oder illegale Drogen konsumiert, wenden Sie sich am besten an eine Drogenberatungsstelle oder eine Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ihrer Nähe.
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