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01.07.2022

Religiös begründetem Extremismus vorbeugen

In Schulworkshops lernen Jugendliche viel über andere Religionen

© Violence Prevention Network

Propaganda in Sozialen Netzwerken

Mit dualistischen Weltbildern, apokalyptischen Narrativen und Verschwörungserzählungen versuchen Extremisten aus der islamistischen Szene vor allem auf beliebten Social-Media-Plattformen wie YouTube oder TikTok, ihre jungen Followerinnen und Follower zu lenken. „Die Akteure in sozialen Medien haben heutzutage einen großen Einfluss auf Jugendliche und versuchen dort gezielt, sie für ihre Zwecke zu gewinnen“, bestätigt der Projektleiter. Manche neuartigen Gruppen haben Zehntausende Follower auf verschiedenen Social-Media-Seiten und sehr hohe Klickzahlen. Mit expliziten Verweisen in Videos oder Posts auf den „Jüngsten Tag“ oder die „Hölle“ bedienen sie sich der sogenannten Angstpädagogik, um Jugendliche von einer ideologischen Weltsicht zu überzeugen. „Junge Menschen in der Pubertät sind neugierig und häufig auf Orientierungssuche. Es muss deshalb nicht unbedingt etwas heißen, wenn sie sich solche Videos anschauen oder entsprechenden Akteuren folgen“, weiß Çelik. Dennoch sei es wichtig, mit den Jugendlichen über die Thematik zu sprechen. Auch Angehörige und Fachkräfte sollten die Gefahr kennen.“

Workshops zur Sensibilisierung

Damit Kinder und Jugendliche möglichst gut gegen die Anwerbungsversuche extremistischer Hassprediger geschützt sind, bietet die Beratungsstelle neben ihrer Hotline auch verschiedene Workshops – unter anderem für Schulklassen – an. Darin geht es um die interkulturelle Auseinandersetzung mit der eigenen und mit anderen Religionen. Ziel der Workshops ist es, Denkprozesse anzustoßen und zu verstehen, dass keine Religion „überlegen“ ist. „Im Zentrum stehen neben interkulturellen Themen auch die Themen Identität, Diskriminierung, Extremismus und Radikalisierung“, so Çelik. „Wir versuchen, die Jugendlichen zu sensibilisieren, religiös motivierte Argumentationen – sei es im Netz oder in der ,realen Welt‘ – nicht auf Anhieb ernst zu nehmen, sondern immer zuerst kritisch zu hinterfragen. Hier spielt auch das Thema Medienkompetenz eine wichtige Rolle.“ Andere Workshops finden statt, indem Lehrkräfte gezielt auf die Beratungsstelle zukommen – etwa, weil eine Schülerin oder ein Schüler auffällige Äußerungen getätigt hat. „In diesen Fällen bemühen wir uns, im Workshop gezielt einen Zugang zu diesem jungen Menschen zu finden und das Gespräch zu suchen. Dabei legen wir Wert darauf, nicht zu stigmatisieren, sondern erst einmal zu schauen, ob wirklich ein Risiko oder eine Gefahr dahintersteckt.“ Darüber hinaus bietet die Beratungsstelle auch Workshops für Multiplikatoren wie Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Lehrer oder aber auch die Polizei an. Diese werden im Umgang mit Jugendlichen, die sich bereits auf dem Weg zu einer Radikalisierung befinden, geschult. In den Workshops wird vermittelt, wie man in kritischen Situationen deeskalierend reagieren kann. Die Teilnehmenden erfahren in den Fortbildungen Grundlegendes zum Thema Islam, bauen dabei aber auch eigene Vorurteile ab.

Kontakt zur Beratungsstelle Hessen Leipziger Straße 67 60487 Frankfurt am Main

Tel.: 069 27 29 99 97

Fax: 069 269 18 729

Hotline für Angehörige: 069 269 18 597

Mail: [email protected]

www.beratungsstelle-hessen.de

Erfolgserlebnisse spornen an

In vielen Fällen hat sich in den letzten acht Jahren gezeigt, dass die Arbeit der Beratungsstelle fruchtet. „Einmal ist uns gemeinsam mit der Polizei gelungen, einen bereits geplanten Anschlag eines jungen Mannes noch rechtzeitig zu verhindern“, berichtet Hakan Çelik. „Ein anderes Mal haben wir fast drei Jahre lang mit einem verurteilten IS-Rückkehrer zusammengearbeitet, bis dieser sich nach und nach von seiner Ideologie distanziert hat und heute ein ganz normales Leben führt.“ Ein „Happy End“ gab es auch für ein junges Mädchen, das zu einer Freundin in ein Kriegsgebiet ausreisen wollte: „Sie war der festen Überzeugung, dass der Krieg eine Lüge war. Glücklicherweise haben wir einen Zugang zu ihr gefunden und konnten sie durch intensive Gespräche dazu bewegen, in ihrer Heimat zu bleiben“, freut sich der Projektleiter. „Natürlich gibt es auch Fälle, bei denen wir gescheitert sind und Klienten den Kontakt zu uns abgebrochen haben. Dennoch finden wir es wichtig, dass es überhaupt eine Anlaufstelle für Fragen und Probleme bezüglich religiös motiviertem Extremismus gibt. Wir hoffen, in Zukunft noch viele junge Menschen und ihre Angehörigen unterstützen zu können.“ KF (Stand: 24.06.2022)

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