17.01.2012

Suchtprävention in Sportvereinen

Sind sich Trainer ihrer Vorbildfunktion bewusst?

Viele Trainer sind sich dessen nicht bewusst. Ein Beispiel: Wir fahren im Sommer mit den Jugendlichen immer zwei Wochen ins Zeltlager an die Ostsee. Dort ist man mit den Kindern 24 Stunden am Tag zusammen. Die Betreuer unterschreiben auch, dass sie sich über ihre Erziehungsaufgaben, ihre Aufsichtspflicht und ihre Vorbildfunktion im Klaren sind. Gleichzeitig betrinken sie sich aber abends ordentlich. Da muss man sich fragen: Ist das eine gutes Vorbild? Es kann einfach nicht sein, dass ein Trainer oder Betreuer maßlos Alkohol trinkt, wenn Jugendliche in der Nähe sind. Sie müssen nicht nur erkennen, dass sie Vorbild sind, sondern das auch leben. Sonst wird es unglaubwürdig. Aber natürlich sind als Vorbilder nicht nur Trainer und Betreuer gefragt. Das ist im Prinzip eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Hier sind auch Eltern, die Peergroup, aber auch andere Sportler in der Pflicht. Etwa bei den Fernsehübertragungen der Meisterschaftsfeiern der Ersten Bundesliga. Da stecken sich die Spieler regelmäßig alle eine dicke Zigarre an, kippen sich literweise Alkohol über den Kopf und trinken bis zum Umfallen. Als Erwachsene. Im Fernsehen. So etwas halte ich, wenn es um das Thema Vorbilder geht, für sehr problematisch.

Sportvereine fördern den Teamgeist und die Motivation.

© Ramesh Amruth, CC-Verlag

Wie erreicht man die Jugendlichen als Trainer am besten?

Der Zugang zu den Kindern kommt hauptsächlich darüber, dass man ihre Bedürfnisse und Interessen auch wirklich respektiert. Es ist wichtig, dass die unterschiedlichen Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen ausgesprochen und deutlich formuliert werden. Das kann etwa über spielerische Formen von Kennenlernen und Wahrnehmen geschehen. Auch die Entwicklung eines Selbstwertgefühls und die Teamentwicklung sind wichtig. Dass die Kinder merken: Nur wenn wir gemeinsam ein Ziel verfolgen, schaffen wir das. Außerdem muss ein Grundkonsens geschaffen werden: Die Kinder sollen selbst Vereinbarungen formulieren und daraus Regeln ableiten. Und diese Regeln müssen dann konsequent eingehalten werden. Wir entwickeln auch gemeinsam ein Sanktionierungsverfahren, an das sich gehalten wird. Das fängt etwa an mit: „Wer unpünktlich kommt oder sein Duschzeug vergisst, muss hinterher aufräumen.“ Oder: „Wer Mitspieler verletzt oder beleidigt, muss eine Runde aussetzen.“ 

Wie sieht der Umgang der Kinder untereinander aus?

Ich achte sehr auf die Sprache und die Umgangsformen. Jegliche Formen von Beschimpfungen, Verunglimpfungen oder auch das grobe Angehen von einzelnen Personen wird sofort unterbunden. Ich will hier noch nicht einmal von Mobbing sprechen. Das fängt schon im Kleineren an. Sobald Persönlichkeitsrechte missachtet werden, greife ich sofort ein. Es gibt dann ein Einzelgespräch, aber im Anschluss auch ein Gruppengespräch. Es wird klargemacht, das so etwas nicht akzeptabel ist. Ich toleriere es auch nicht, dass Ältere etwa rauchen und trinken und andere belächeln oder veralbern, weil diese vielleicht noch nicht alt genug sind, um das auch zu dürfen. Wenn ich dann merke, dass mein Eingreifen nicht fruchtet und dieses Verhalten trotzdem an den Tag gelegt wird, dann fordere ich auch ein Gespräch mit den Eltern ein. Es kann natürlich sein, dass dadurch meine Vertrauensposition bei den Jugendlichen eingeschränkt wird. Auf der anderen Seite habe ich aber auch eine Verantwortung. Wenn es hart auf hart kommt, kann es auch zum Ausschluss aus der Gruppe kommen. 

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