< Vorsicht vor „Planenschlitzern“

„KörperGrenze“ zeigt starke Bilder in Spielszenen

Obwohl viele Jugendliche sexualisierte Gewalt in ihrem Schulalltag und sozialen Umfeld erleben, wird das Thema in der pädagogischen Praxis und Forschung bisher kaum berücksichtigt. Dabei spielt vor allem sexualisierte Gewalt im Zusammenhang mit digitalen Medien eine zunehmend bedeutende Rolle. Jugendliche geben im Netz immer mehr von sich und ihren Gefühlen preis und teilen in den Sozialen Medien intime Details in Form von privaten Fotos und Videos. Das Projekt „KörperGrenze“ aus Brandenburg sensibilisiert sie dafür, eigene Grenzen und die Grenzen anderer wahrzunehmen und zu respektieren – sowohl „online“, als auch „offline“.

Grenzüberschreitungen theater- und sexualpädagogisch vermittelt

Die Projektmitarbeiter_innen kooperieren mit Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Förderschulen aus ganz Brandenburg. Im Zentrum steht die Arbeit mit dem erwachsenen Umfeld der Jugendlichen, gefolgt von einem Theaterstück, das von drei Theaterpädagog_innen vor Ort in der jeweiligen Einrichtung aufgeführt wird. „Während das Theaterstück bei „GrenzWerte“ interaktiv gestaltet ist und die Kinder selbst mitwirken können, haben wir uns bei „KörperGrenze“ bewusst dagegen entschieden, um die Schamgrenzen der Jugendlichen zu respektieren“, so Katja Wollmer. Inhaltlich werden dabei verschiedene Themen aufgegriffen, wie zum Beispiel: • Was passiert in den Liebesphasen hormonell im Körper?

  • Welche unterschiedlichen Flirttypen und Beziehungsformen gibt es?
  • Wie können Grenzen wahrgenommen und kommuniziert werden?
  • „das erste Mal“, sexuelle Orientierungen, Verhütung und Pornografie sowie
  • sexuelle Grenzüberschreitungen in digitalen Medien (u. a. Cybermobbing, Sexting)

Neben der Visualisierung verschiedener Themen werden den Jugendlichen ergänzend Erfahrungsberichte von anderen Jugendlichen vorgelesen. „Vor allem die eher skurrilen pornografischen Szenen kommen ziemlich gut bei den Jugendlichen an“, weiß Katja Wollmer. „Dabei toben die zwei Darsteller_innen miteinander herum und machen heftige Verrenkungen, um den wilden Stellungswechsel zu veranschaulichen und zu verdeutlichen, wie albern das eigentlich ist.“ Wenn die Theaterpädagog_innen allerdings zu den durchaus ernsten Fallbeispielen kommen, wo es etwa um Grenzverletzungen oder das Thema Coming Out geht, sind die Jugendlichen immer sehr ruhig und konzentriert.

„Hormonchaos“: In manchen Spielszenen geht es auch mal wilder zu

DREIST e. V.

Auch im Netz auf Einvernehmlichkeit achten

Da es in der Regel immer Jugendliche gibt, die selbst von sexualisierter Gewalt betroffen sind, besteht nach dem Theaterstück und dem sexualpädagogischen Modul jeweils die Möglichkeit, sich individuell beraten zu lassen. In der darauffolgenden sexualpädagogischen Gruppenarbeit arbeiten zwei Sexualpädagog_innen mit den Jugendlichen teils nach Geschlechtern getrennt und auch zusammen. „Hier gehen wir nochmal ganz gezielt auf Themenwünsche ein, damit wir nicht an den Jugendlichen vorbei arbeiten.“ Ganz wichtig ist den Fachkräften auch die Sensibilisierung des erwachsenen Umfelds der Jugendlichen für das Thema sexualisierte Gewalt. Lehrer_innen und andere Fachkräfte sowie die Angehörigen werden deshalb vor der Arbeit mit den Jugendlichen separat informiert und geschult. „Wir wollen alle Zielgruppen dafür sensibilisieren, dass sexuelle Handlungen mittels digitaler Medien die gleichen Symptome wie körperliche Übergriffe auslösen können. Lustvolle Sexualität und respektvolles Beziehungserleben kann nur einvernehmlich stattfinden.“

Kontakt

DREIST e. V.

Katja Wollmer

Eisenbahnstr. 18

16225 Eberswalde

[email protected]

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