Cybercrime – intensiv


Wachsende Gefahr durch Cybergrooming

Kinder und Jugendliche im Visier von Pädosexuellen


Über den Chat manipulieren die Täter ihre Opfer

© New Africa/stock.adobe.com

 

Kinder und Jugendliche sind fasziniert vom Internet und insbesondere von den sozialen Medien. Doch die Möglichkeit, mit vielen Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten, birgt auch Gefahren. Eine davon ist das Cybergrooming. Dabei erschleichen sich Erwachsene das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen.

Gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Die Ermordung eines 14-jährigen Mädchen in Baden-Württemberg erschütterte im August 2022 die deutsche Öffentlichkeit. Wochenlang hatte das Mädchen Kontakt mit ihrem späteren Peiniger in den Sozialen Medien und den Chatboxen eines populären Online-Spiels gehabt. Schließlich verabredete sich die Jugendliche mit ihrem Chatpartner zu einem Treffen. Noch in der gleichen Nacht wurde das Mädchen ermordet. Als Täter konnte ein 29-jähriger Mann ermittelt werden, der bereits wegen anderer Sexualdelikte vorbestraft war. Wie sich herausstellte, hatte der Mann über das Internet auch Kontakt zu weiteren Minderjährigen. Das Vorgehen des Täters, sich über das Internet das Vertrauen des Opfers zu erschleichen, wird Cybergrooming genannt. Stefan Jarolimek, Professor an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster, fordert mit Blick auf diesen Fall verstärkte Aufklärung über die Gefahren des Internets. Der Medienwissenschaftler sieht darin eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagte er: „Wir müssen alle dafür sorgen, dass die Maschen der Täter deutlich und bekannt werden – sowohl auf der staatlichen als auch auf der persönlichen Ebene“.

Erwachsene geben sich als Gleichaltrige aus

Cybergrooming ist in Deutschland seit 2004 verboten. Strafbar macht sich danach jeder, der Kinder und Jugendliche pornografischen Inhalten aussetzt oder sie dazu bringt, sexuelle Handlungen an sich oder anderen vorzunehmen. Das Internet mit seiner vermeintlichen Anonymität lockt pädosexuelle Täter, die sich hier vor Entdeckung sicher fühlen. In der Regel legen sie sich falsche Identitäten zu und geben sich als gleichaltrig aus, um sich das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen. Für Kinder und Jugendliche ist es nicht ungewöhnlich, dass sie über das Internet mit eigentlich fremden Menschen kommunizieren und dabei auch private Dinge über sich preisgeben. So nutzen die Täter die Informationen auf den Profilen der Kinder und Jugendlichen, wie etwa Hobbys oder Vorlieben, um bei der Kontaktaufnahme schnell über vermeintliche Gemeinsamkeiten bei den Interessen Nähe zu ihren Opfern herzustellen. Ist der Kontakt einmal aufgenommen, bringen sie das Gespräch bald auf sexuelle Themen. Dabei bitten sie um Nacktfotos oder Videoclips, mit denen sie dann nicht selten ihre Opfer erpressen, etwa um weiteres Material zu erhalten oder gar um ein Treffen zu vereinbaren – wie im Fall des getöteten Mädchens. Aus Angst und Scham behalten die betroffenen Opfer meist ihre Erlebnisse für sich.

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