Projekt „Kinder stark machen“
Die Polizei Bremen klärt über das Thema Missbrauch auf
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Starke Kinder gegen sexuellen Missbrauch
© pressmaster, fotolia
Nach dem Mord an der zehnjährigen Adelina in Bremen im Jahr 2004 standen bei der Polizei die Telefone nicht mehr still. Besorgte Eltern meldeten sich und fragten, wie sie ihre Kinder vor solchen Angriffen schützen könnten. Aus diesem Grund rief Frank Kunze, Jugendpräventionsbeauftragter der Polizei Bremen, damals das Projekt „Kinder stark machen“ ins Leben. In Kooperation mit dem Verein „Schattenriss e. V.“ führen er und 50 weitere Kollegen und Kolleginnen seitdem in den dritten und vierten Bremer Grundschulklassen das Präventionsprogramm durch. Ziel ist es, Kinder gegen sexuellen Missbrauch stark zu machen. „Wir gehen sowohl auf Gefährdungen durch Fremde als auch durch bekannte Personen ein – denn bei sexuellem Missbrauch kommen 90 Prozent der Täter aus dem näheren Umfeld der Kinder“, weiß Kunze. Das Programm besteht aus insgesamt fünf Lehreinheiten, die über fünf Wochen in jeweils einer Doppelstunde in den Schulen behandelt werden. Besucht werden die Klassen dabei immer von einer Polizistin und einem Polizisten, da bei manchen Übungen Jungen und Mädchen getrennt voneinander unterrichtet werden. „Das ist nicht anders zu machen. Die Kinder haben in diesem Alter oft eine regelrechte Abneigung gegenüber dem anderen Geschlecht – das ist ganz normal, muss aber unbedingt berücksichtigt werden“, so der Präventionsexperte. Bevor der Unterricht losgehen kann, findet ein Elternabend statt, bei dem die Eltern über das Projekt und dessen konkrete Inhalte informiert werden. Denn es ist wichtig, dass das Thema Missbrauch sowohl im regulären Unterricht als auch zu Hause begleitend besprochen wird. Die Eltern und Lehrer sollen für das Thema sensibilisiert werden. Denn die Kinder haben im Anschluss viele Fragen, die auf adäquate Weise beantwortet werden sollten – auch außerhalb des Programms.
Ich darf „Nein!“ sagen
„Kinder stark machen“ enthält viele Rollenspiele und aktive Übungen. So werden den Kindern die Inhalte spielerisch vermittelt und bleiben besser im Gedächtnis. Anfangs stehen einige Kennenlern-Spiele auf dem Plan, bei denen sich auch die Polizeibeamten beteiligen. „Es geht darum, dass die Kinder Vertrauen fassen und man eine gute Atmosphäre schafft“, erklärt Kunze. „In weiteren Spielen sollen die Kinder dann erst einmal lernen, wie wichtig es ist, seine Gefühle ausdrücken zu können und zu erkennen, wie sich ein anderer Mensch gerade fühlt. Dass man sich an manchen Tagen gut und an anderen Tagen nicht so gut fühlt.“ In weiteren Übungen und Spielen soll den Kindern eine grundlegende Selbstsicherheit vermittelt werden. Denn Experten sind sich einig: Alles, was die Selbstsicherheit eines Kindes stärkt, verringert die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Opfer von sexuellem Missbrauch wird. Durch das Training lernen sie, dass sie „Nein!“ sagen dürfen, wenn sie etwas nicht möchten – auch zu einem Erwachsenen. Das „Stopp-Spiel“ hilft ihnen dabei. Hier lernen sie, dass jede Person ihren persönlichen Nahraum hat, den niemand verletzen darf. Die Kinder gehen dabei aufeinander zu und sagen laut „Stopp“, wenn ihnen der Abstand zu gering wird. „Hierbei ist es ganz wichtig, dass nicht nur die Stimme laut und bestimmt „Stopp“ sagt, sondern der ganze Körper. Dass man auf Abstand geht und auch die Hände einsetzt. Das fällt einigen Kindern nicht leicht“, so der Experte. „Wir sprechen auch ganz viel über das Thema Angst. Dass jeder Mensch Angst hat und dass das ein ganz normales und wichtiges Gefühl ist, weil es einen vor Schaden bewahrt. Sie sollen lernen, sich auf ihr Bauchgefühl zu verlassen. Und wenn das ihnen sagt: ‚Hier stimmt etwas nicht‘ – dann sollen sie sich Hilfe holen.“
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