< Lassen Sie sich nicht austricksen!

Wie sicher leben wir in Deutschland?

Wie die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zeigt, wurden 2018 mit 5.555.520 Fa?llen deutlich weniger Straftaten erfasst als im Vorjahr (-3,6 Prozent). Dabei handelt es sich jedoch nur um das Hellfeld, also die Delikte, die angezeigt werden. An dieser Stelle setzt der Deutsche Viktimisierungssurvey 2017 an, der vom Kriminalistischen Institut des Bundeskriminalamts (BKA) durchgeführt wird. Die repräsentative Bevölkerungsumfrage gibt Aufschluss darüber, wie häufig Bürgerinnen und Bürger Opfer von Straftaten werden und wie sicher sie sich fühlen. Im Interview erklärt der Studienverantwortliche Dr. Christoph Birkel, was die Befragung ergeben hat, was die Ergebnisse über das Dunkelfeld aussagen und wie die Medienberichterstattung die Kriminalitätsfurcht beeinflussen kann.

Deutscher Viktimisierungssurvey 2017 Mithilfe von computergestützten Telefoninterviews wurden zwischen Juli 2017 und Januar 2018 bundesweit über 31.000 Personen ab 16 Jahren unter anderem zu Opfererlebnissen, zum Sicherheitsgefühl oder zum Anzeigeverhalten befragt. Mit den Ergebnissen lässt sich feststellen, wie sich die Lebenssituation und die Sicherheit im Alltag in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Die Studie steht auf der Webseite des BKA zum Download zur Verfügung.

Gibt es Ergebnisse, mit denen Sie nicht gerechnet haben?

Was uns erst einmal nicht überrascht hat, ist die Entwicklung der Kriminalitätsfurcht, da diese nur leicht angestiegen ist und sich nach wie vor auf einem niedrigen Niveau befindet. Was uns wiederum überrascht hat, war, dass ein großer Anteil der Körperverletzungen – zumindest in der Wahrnehmung der Betroffenen – dem Bereich Hasskriminalität beziehungsweise vorurteilsbegründete Kriminalität zuzuordnen ist. Dazu zählen Straftaten, bei denen sich die Motivation des Täters auf die Zugehörigkeit des Opfers zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe bezieht, etwa die Herkunft, die sexuelle Orientierung, die politische Einstellung oder der soziale Status. Bei 49 Körperverletzungen pro tausend Einwohner sind 23 Delikte, nach dem Empfinden der Opfer, durch solche Vorurteile motiviert.

Lässt der Survey eine Einschätzung in Hinsicht auf das Dunkelfeld zu?

Teilweise schon. Wir haben etwa festgestellt, dass das Dunkelfeld im Bereich Internetkriminalität besonders groß ist. Nur ca. fünf Prozent der Angriffe mit Schadsoftware und nur etwa elf Prozent der Phishing-Attacken werden der Polizei gemeldet. Auch im Bereich der Betrugsdelikte ist die Quote eher gering. Bei Körperverletzungen, Raub oder Diebstahl liegt die Anzeigequote wiederum etwas höher, bei 30 bis 40 Prozent. Ein vergleichsweise sehr kleines Dunkelfeld gibt es im Bereich des Wohnungseinbruchsdiebstahls. Hier werden etwa drei Viertel der Taten angezeigt. Was den Diebstahl von Kraftwägen betrifft, gibt es eigentlich gar kein Dunkelfeld. Hier kommen in der Regel alle Delikte zur Anzeige.

Die Kriminalitätsfurcht befindet sich auf niedrigem Niveau, ist aber seit 2012 dennoch leicht gestiegen. Wie erklären Sie sich das?

Der Survey erlaubt nur begrenzt, eine Einschätzung dazu zu treffen. Dafür wären tiefergehende Analysen notwendig. Was man aber auf Basis der Literatur zum Thema Kriminalitätsfurcht vermuten kann, ist, dass das Ganze mit einer allgemeinen Verunsicherung bezüglich des gesellschaftlichen Wandels zusammenhängt. Das kann die Globalisierung sein. Zudem ist das wahrscheinlich auch auf die Zuwanderungsdebatte zurückzuführen. Es ist bekannt, dass Kriminalität ein Bereich ist, auf den gerne Ängste und diffuse Verunsicherungen projiziert werden. Insbesondere dürfte hier die Verknüpfung des Themas Zuwanderung und der Flüchtlingsdebatte mit dem Bereich Innere Sicherheit eine Rolle spielen. Daran haben übrigens auch die Medien einen Anteil.

Welchen Einfluss üben die Medien denn auf die Kriminalitätsfurcht aus?

Es gibt Untersuchungen, wie sich die Berichterstattung seit den Übergriffen in der Silvesternacht 2015 in Köln verändert hat. Es zeigt sich, dass seitdem verstärkt über Kriminalität in Zusammenhang mit Migration und Zuwanderung berichtet wird. Die Kriminalitätsfurchtforschung sagt auch ganz allgemein, dass das Thema Kriminalität durch die Medien oft verzerrt dargestellt wird. Es wird vor allem über schwere Kriminalität berichtet. Die Kriminalitätsentwicklung betreffend, bekommen steigende Raten zudem immer mehr Aufmerksamkeit als sinkende. Die Berichterstattung hat jedoch eher eine verstärkende Funktion. Das bedeutet, dass Menschen, die ohnehin furchtsam sind, vorwiegend Inhalte konsumieren, die ihre Ängste bestätigen. Dadurch werden sie noch furchtsamer. Und es hängt auch davon ab, welche Formate konsumiert werden und in welchem Umfang. Untersuchungen zeigen, dass bei einem starken Konsum von Inhalten des Boulevardjournalismus oder privater Fernsehsender die Furcht eher steigt, als wenn man sich an Qualitätsmedien oder öffentlich-rechtliche Fernsehsender hält.

MW (30.08.2019)

Seite: << zurück12

Kurztipps

5 Tipps für...
...den Schutz vor falschen Handwerkern

So schützen Sie sich vor falschen Handwerkern:

5 Tipps für...
...das Erstellen von Vollmachten

So sollten Sie sich in Bezug auf Vorsorge- oder Bankvollmachten...

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...die Immobiliensuche im Internet

Das sollten Sie beachten, um bei der Wohnungssuche im Internet...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Abzocke und Betrug im Urlaub

So schützen Sie sich im Urlaub vor Trickbetrügern und anderen Ganoven.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Telefonbetrügern

Darauf sollten Sie achten, um am Telefon nicht auf Betrüger...

5 Tipps für...
...sicheres Time Sharing

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie ein dauerhaftes...

5 Tipps für...
...die Karnevalszeit

Ob Karneval, Fasching oder Fastnacht – darauf sollten Sie achten.

5 Tipps für...
...den Weihnachtsmarktbesuch

So können Sie sich vor Taschendiebstahl schützen.

5 Tipps für...
...den sicheren Geschenkekauf

So verhindern Sie, dass der Einkauf nicht mit Frust endet.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Autodieben

So können Sie das Risiko für einen Pkw-Diebstahl deutlich reduzieren.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Fahrraddiebstahl

So erschweren Sie Fahrraddieben ihr Vorhaben.

5 Tipps für...
...den Schutz vor Taschendiebstahl

Taschendiebe sind flink und einfallsreich – und meist schon längst...

Weitere Infos zum Thema Diebstahl / Betrug

So vermeiden Sie böse Überraschungen

Wenn die Balkontüren im Sommer offenstehen und etwa Mäuse ins Haus...[mehr erfahren]

Abzocker fordern überhöhte Preise

Schnell ist es passiert: Man will nur noch kurz den Müll rausbringen...[mehr erfahren]

Diebstahl am Bahnhof und in Zügen

Organisierte Banden haben Reisende im Visier

Am Bahnhof haben Diebe oft leichtes Spiel. Denn im Gedränge fällt es...[mehr erfahren]

Falsche Chefs erschleichen hohe Geldsummen

Seit 2014 beobachtet man in Deutschland ein neuartiges, speziell...[mehr erfahren]

Sextortion

Lassen Sie sich nicht erpressen!

Nicht mehr ganz neu, aber immer noch aktuell: Als „Sextortion“ wird...[mehr erfahren]