Gewalt im Fußball ist zurück
Zufällige Aufeinandertreffen sind oft nicht planbar
Krawalle unter rivalisierenden Fußballfans sind auch in den Vereinen der 1. und 2. Bundesliga wieder an der Tagesordnung. „Es ist im Endeffekt wieder alles beim Alten“, berichtet Polizeioberrat Sven Srol. Er ist Einsatzleiter der Bundespolizei Dortmund und beobachtet Problemfans wie Hooligans und Ultras schon seit vielen Jahren. Dazu gehört vor allem die führende und in Teilen rechtsextreme Dortmunder Hooligangruppe „Northside“, aber auch gewaltaffine Gruppierungen wie „Desperados“, „The Unity“ oder die „Borussenfighter“. Damit es erst gar nicht zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fans kommt, setzt die Bundespolizeiinspektion Dortmund seit der Vollauslastung der Stadien jedes Wochenende wieder deutlich mehr Personal ein. Sven Srol: „Wir knüpfen im Prinzip da an, wo wir vor zwei Jahren aufgehört haben und nutzen unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit. Denn solche Risikogruppen lösen sich ja nicht auf, nur weil sie eine Zeitlang nicht ins Stadion durften. Die sind alle bestehen geblieben.“ Wenn Fans verschiedener Vereine auf ihrer Reise zu unterschiedlichen Spielen aufeinandertreffen, wird es immer brenzlig. „Zufällige Begegnungen auf Reisewegen sind Situationen, die wir im Vorfeld nie zu 100 Prozent vorhersehen und planen können – vor allem nicht, wenn sich Züge kurzfristig verspäten und sich Reisewege ganz plötzlich noch ändern.“ Erst vor kurzem trafen rund 30 heimreisende Fans von Fortuna Köln im Bochumer Hauptbahnhof auf Fans von Rot-Weiss Essen. Es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden Fanlagern, bei der schließlich die Polizei einschreiten musste. Srol wünscht sich, dass die Vereine ein deutlicheres Signal an die gewalttätigen Fans senden würden: „Einige Vereine distanzieren sich bereits klar von den gewaltbereiten Fans. Andere Vereine machen lediglich Symbolpolitik und gehen nicht konsequent genug dagegen vor.“ Dabei müsse es eigentlich im Interesse der Vereine sein, dass die Fans sicher zu den Spielen kommen und Gewalt sowie rechte Tendenzen im Fußball nicht toleriert werden.
GdP zeigt sich besorgt
Auch die Gewerkschaft der Polizei blickt mit Sorge auf eine zunehmende Gewalt im Umfeld von Fußball-Spielen und befürchtet eine weitere Eskalation. Nach Ansicht des stellvertretenden GdP-Bundesvorsitzenden Michael Mertens gebe es nach Ende der coronabedingten Geisterspiele einen „Nachholbedarf beim Austoben“ in der gewaltbereiten Szene. „Die Grenzüberschreitungen nehmen zu, die Vereine ziehen sich zurück und tun kaum etwas gegen gewaltbereite Fans“, sagte Mertens gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger. Er plädiert für ein härteres Durchgreifen: „Die Polizei liefert den Vereinen nach Gewaltexzessen Namen der Beteiligten – aber sie reagieren oft nicht. Dabei müsste es jedes Mal ein lebenslanges Stadionverbot geben.“
KF (Stand 30.09.2022)
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