< Jeder Einbruch hinterlässt Spuren

Vorsicht vor aufgerissenen Autotüren!

An einem Sonntagvormittag gegen 11 Uhr fuhr der 60-jährige Bernhard W.* auf seinem Fahrrad die Kliekener Schulstraße in Coswig (Sachsen) in Richtung Sportplatz. In Höhe des Friedhofs musste er abrupt stark bremsen und stürzte auf die Fahrbahn. Was war passiert? Der Radfahrer hat versucht, im letzten Moment einer sich plötzlich öffnenden Pkw-Tür auszuweichen. Eine 56-jährige Golf-Fahrerin, die ihren Wagen am Fahrbahnrand geparkt hatte, hat den 60-Jährigen beim Aussteigen nicht beachtet. Mit Schürfwunden und Prellungen wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert. Unfälle dieser Art werden als „Dooring“-Phänomen bezeichnet, da Radfahrende hierbei durch das Öffnen der Autotür (engl. “door”) zum Sturz kommen. Nicht immer gehen diese Unfälle glimpflich aus. In manchen Fällen kann Dooring auch tödlich enden.

Keine Zeit, um zu reagieren

Jörg Ortlepp, Leiter Verkehrsinfrastruktur, Unfallforschung der Versicherer (UdV)

© UdV/GDV

Ein großes Problem bei Dooring-Unfällen ist die für den Radfahrer viel zu geringe Reaktionszeit auf das unerwartete Hindernis. Denn Radfahrende können meistens weder rechtzeitig bremsen noch ausweichen, wenn sich eine Autotür urplötzlich vor ihnen öffnet. Jörg Ortlepp: „Tritt ein Radfahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen 18 und 20 Stundenkilometern in die Pedale, müsste er noch mindestens elf Meter von der sich öffnenden Fahrzeugtür entfernt sein, um noch rechtzeitig zum Stillstand kommen zu können.“ Diese benötigte Distanz zum Fahrzeug sei im realen Alltagsverkehr jedoch in den seltensten Fällen vorhanden. Ein Ausweichmanöver kommt wegen überholender Fahrzeuge oft genauso wenig in Frage. „Daher ist es für Radfahrer nahezu unmöglich, einen Zusammenstoß mit der Fahrzeugtür zu vermeiden“, so Ortlepp. „Im Bereich von sechs, sieben Metern vor dem Fahrzeug habe ich dann überhaupt keine Chance mehr und pralle fast ungebremst gegen die Tür.“

Fatale Folgen

Die Folgen von „Dooring“ reichen von leichten Verletzungen wie Prellungen und Schürfwunden – wie im Fall des Radfahrers aus Coswig – bis hin zu gravierenden Knochen- und Schädelbrüchen, die mitunter lebensbedrohlich sein können. Nach Angaben der UdV-Studie endet jeder fünfte Dooring-Unfall mit einer schweren Verletzung für den Radfahrer: oft mit Frakturen der Beine sowie Kopfverletzungen (je 40 Prozent). „Je nachdem, wie ich mit dem Kopf aufschlage, kann ein Helm zwar das Schlimmste verhindern“, weiß Ortlepp. „Wenn ich allerdings mit dem Gesicht auf die Fahrzeugtür pralle, hilft mir der Helm auch nicht mehr viel.“ Bei einem kürzlich durchgeführten Crashtest ist ein Dummy außerdem zwischen Tür und Wagen eingeklemmt worden. Zuletzt endete 2017 in Berlin ein Dooring-Crash für einen 55-jährigen Radfahrer tödlich.

Bundesweit kamen 2019 jeden Tag zwei bis drei Radfahrer oder Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben, 60 wurden täglich schwer und 260 leicht verletzt. Insgesamt verunglückten im vergangenen Jahr 117.528 Menschen, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs waren. Etwa jeder zweite Unfall zwischen einem Radfahrer und einem geparkten Auto war ein Dooring-Vorfall. (Quelle: UdV)

Aussteig-Trick kann Leben retten

Um Dooring zu vermeiden, können sowohl Autofahrer als auch Radfahrer einige Dinge beachten. „Radfahrer sollten nach Möglichkeit niemals dicht an parkenden Fahrzeugen vorbeifahren“, warnt Jörg Ortlepp. Der Unfallforscher empfiehlt, einen Abstand von 70 Zentimetern bis zu einem Meter zum geparkten Pkw zu halten. Denn Berechnungen zufolge würden Radler bei einem 70-Zentimeter-Abstand zum Parkstreifen nicht mehr von einer unvermittelt geöffneten Tür erfasst. „Auch wenn die Akzeptanz anderer Fahrzeuge, die sich von hinten nähern, vielleicht nicht besonders groß ist und Radfahrer gewiss ein großes Selbstbewusstsein mitbringen müssen, zahlt sich das letztendlich positiv aus“, meint Ortlepp. „Man darf sich einfach nicht von anderen drängelnden Verkehrsteilnehmern irritieren lassen.“ Da viele Fahrbahnen zwischen Rad- und Parkstreifen jedoch zu eng sind, um diesen Abstand einhalten zu können, müsse außerdem eine radfreundlichere Infrastruktur geschaffen werden. „Auf sehr engen Fahrbahnen wäre es eigentlich notwendig, einen Sicherheitsstreifen von mindestens 75 Zentimetern zu markieren, wo ganz klar ist: Hier soll niemand fahren.“ Autofahrern rät die UdV, vor jedem Türöffnen in den Rückspiegel zu schauen und sich per Schulterblick zu versichern, dass sich kein Radfahrer nähert. Der Haken: Wenn Autofahrer in Eile oder abgelenkt sind, wird der Blick nach hinten häufig vergessen. „Hilfreich ist dann der sogenannte Holländische Griff“, erklärt Ortlepp. „Wer auf der Fahrerseite sitzt, öffnet die Tür mit der rechten Hand und wer auf der Beifahrerseite aussteigt, öffnet sie mit der linken Hand. Auf diese Weise dreht sich der Oberkörper zur Seite und der Schulterblick stellt sich automatisch ein – ein einfacher Trick, der Leben retten kann.“

KF (25.09.2020)

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