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Wenn Medikamente abhängig machen

In Deutschland gibt es fast zwei Millionen Medikamentenabhängige, darunter vor allem Frauen und ältere Menschen. Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheker können erheblich dazu beitragen, dass eine Medikamentabhängigkeit frühzeitig erkannt und behandelt wird. Auch das nähere Umfeld sollte aufmerksam sein.

Aptheker sollten frühzeitig auf mögliche Medikamentenabhängigkeit hinweisen

Wie erkennt man eine Medikamentenabhängigkeit?

  • Körperliche Symptome: Menschen geraten schnell ins Schwitzen, wirken schläfrig und fallen öfter hin. Nicht selten passieren dadurch Unfälle. Auch Übelkeit und Gewichtsverlust sind typische Anzeichen.
  • Verhalten: Betroffene ziehen sich immer mehr zurück und kaufen immer häufiger Medikamente. Diese lassen sie sich von verschiedenen Ärzten verschreiben oder kaufen sie in mehreren Apotheken, um nicht aufzufallen.
  • Weitere psychische Symptome: Die Abhängigkeit zeigt sich zum Beispiel in einer allgemeinen ängstlichen Unruhe und Anspannung, dem Verlust an früher vorhandenen Interessen und an ungewöhnlich starken Stimmungsschwankungen bis hin zur Gleichgültigkeit.
  • Auffällig wird die Abhängigkeit oft erst, wenn das Medikament plötzlich abgesetzt wird, weil man es vergessen hat, in den Urlaub mitzunehmen oder weil man aus einem anderen Grund ins Krankenhaus muss. Dann treten Entzugserscheinungen auf.

Auch die Apotheken sind gefordert, besonders auf abhängig machende Medikamente aufmerksam zu machen. „Wenn Apotheker feststellen, dass jemand schon die vierte oder fünfte Woche ein Medikament nimmt, sollten sie auf das immer größer werdende Risiko hinweisen“, betont der Professor. Natürlich sollten auch Patienten auf mögliche Nebenwirkungen achten. „Wenn sie zum Beispiel Schlafmittel nehmen und auch tagsüber davon sehr müde sind. Wenn sie unter der Wirkung der Medikamente hinfallen. Oder wenn sie immer mehr von dem Medikament benötigen, um noch die gleiche Wirkung zu erzielen. Das sind Dinge, die einem selber auffallen könnten. Das tun sie aber oft nicht“, gibt Wodarz zu bedenken. „Da braucht es in der Regel einen Anstoß von außen, etwa von nahestehenden Angehörigen, dem Arzt oder der Ärztin.“

Gemeinsam Wege finden und Ursachen bekämpfen

Die Arzneimittelabhängigkeit kann nur in einer gemeinsamen Anstrengung aller Beteiligten – Ärzte, Apotheker und Patienten – bekämpft werden: Ärztinnen und Ärzte müssen sich beim Verschreiben von Medikamenten mit Suchtpotenzial an der „4K-Regel“ orientieren. Apotheker müssen bei der Abgabe dieser Medikamente ihrer Beratungspflicht nachkommen. Die Patienten schließlich sollten ihren Medikamentenkonsum selbstkritisch im Blick behalten und im Zweifelsfall Hilfs- und Beratungsangebote wahrnehmen. Der erste wichtige Schritt aus der Abhängigkeit ist der Entzug. Anschließend sollten die Ursachen behandeln werden – und zwar ohne die Medikamente, die zur Abhängigkeit geführt haben. „Egal ob es um die Wirbelsäule, um Schlafstörungen oder mangelhafte Stressverarbeitung geht, wichtig sind entsprechende Behandlungsangebote. Denn nur so kann man verhindern, dass es wieder von vorne losgeht“, so Wodarz. SB (13.04.2021)

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