„TruNarc“ und „Pupillograph“
Kosten und Nutzen abwägen
Auch wenn es zu „TruNarc“ bislang viel positives Feedback gibt, muss rund um dessen Einsatz einiges berücksichtigt werden. So sind die Geräte etwa sehr teuer, der Preis für ein Exemplar liegt bei rund 18.500 Euro. „Man muss immer Kosten und Nutzen abwägen. „Trunarc“ wird auch in Zukunft sicher nicht flächendeckend eingesetzt, aber es ist vorstellbar, dass zum Beispiel alle drei Verkehrsstaffeln in Hamburg zumindest über je ein Gerät verfügen“, so Kellerer. Zu beachten sei auch der Schulungsaufwand, der mit der Nutzung des Geräts verbunden ist. Dadurch, dass mit einem Laser gearbeitet wird, ist zum Beispiel die Unterweisung durch einen Strahlenschutzbeauftragten notwendig. Außerdem muss gewährleistet werden, dass keine unautorisierten Personen Zugang zu dem Gerät haben – es muss stets sicher aufbewahrt werden. Trotz der Nachteile ist sich Peter Kellerer sicher, dass „TruNarc“ auch in anderen Bundesländern sinnvoll eingesetzt werden kann: „Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Geräte gerade für die Bundesländer im direkten Grenzbereich zu Tschechien lohnen, weil man dort sehr viel mit illegalen synthetischen Drogen zu tun hat.“
„Pupillograph“ erkennt Drogenkonsum und Schläfrigkeit
Ein weiteres technisches Hilfsmittel, das die Polizei Hamburg seit Kurzem im Einsatz hat, ist der rund 12.000 Euro teure „Pupillograph“. Mit dem Gerät, das einer überdimensionalen Skibrille ähnelt, kann man die Pupillengröße und -reaktion messen und somit einen möglichen Drogenkonsum nachweisen. Nach dem Konsum bestimmter Drogen können die Pupillen entweder extrem erweitert oder extrem verkleinert sein. Außerdem können sie langsamer auf Lichtreize reagieren. Stellen die Beamten bei einer Kontrolle solche Veränderungen fest, müssen sie diese Beobachtungen genau dokumentieren. „Die Kollegen müssen millimetergenau angeben wie groß die Pupille ist bzw. beurteilen, wie sie auf einen Lichtreiz reagiert. Das ist sehr schwierig. Vor allem, wenn es später einmal zu einer Gerichtsverhandlung kommt, sind diese subjektiven Einschätzungen häufig nicht verwertbar“, weiß Kellerer. Mit dem Pupillograph lassen sich objektive Werte ermitteln, die auch vor Gericht Bestand haben. Eine weitere Möglichkeit, um das Gerät einzusetzen, ist die Überprüfung, ob jemand am Steuer einzuschlafen droht bzw. der sogenannte „Sekundenschlaf“ ursächlich für einen Verkehrsunfall war. Das kann zum Beispiel bei der Kontrolle von Fernfahrern sinnvoll sein. Dabei bekommt der Fahrer zusätzlich zum Pupillograph einen Kopfhörer aufgesetzt, der laute Umweltgeräusche abschirmt. Die Brille wird anschließend komplett verdunkelt. „Nun wird eine Messung gestartet, die über elf Minuten geht. In dieser Zeit wird die Bewegung der Pupillen analysiert. Man überprüft, ob die Pupillen gleich groß bleiben, was typisch für wache Personen ist, oder ob sie laufend ihre Größe ändern, was typisch für übermüdete Personen ist. Laut dem Hersteller gab es auch schon Fahrer, die während dieser Messung tatsächlich eingeschlafen sind“, so Kellerer. Das Verfahren ist bereits klinisch erprobt und gilt als beweissicher.
Auf Polizeitauglichkeit testen
„Auch beim Einsatz des Pupillographen ist einiges zu beachten, wie etwa die Desinfektion der Brille mit einem hautschonenden Reiniger nach jeder Nutzung. Die Polizei muss sich nach allen Seiten hin absichern“, betont der Experte. Nützlich wäre außerdem eine Videofunktion, damit man die Pupillenreaktion live aufzeichnen kann. „An der einen oder anderen Stelle wären noch Veränderungen wünschenswert, um das Gerät noch besser an die Bedürfnisse der Polizei anzupassen. Momentan braucht man etwa immer einen extra Laptop, an dem die Brille angeschlossen wird. Praktischer wäre, die Software würde auf dem Notebook laufen, das wir sowieso dabei haben. Darüber hinaus sollten einige Komponenten für die Nutzung durch Polizeibeamte auf der Straße angepasst werden. Teilweise machen diese einen fragilen Eindruck.“
Als nächstes Versuchsobjekt hat der technikbegeisterte Polizeihauptkommissar ein Gerät im Blick, das Drogenkonsum per Atemluftanalyse erkennen kann. „Nicht alles, was an Technik auf dem Markt ist, macht für die Polizei Sinn. Aber um herauszufinden, was sich im Alltag bewährt, muss man es eben testen“, so Kellerer. SW (26.11.2015)
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