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Wenn Drinks willenlos machen

K.-o.-Tropfen – das sind Medikamente oder illegale Drogen, die etwa in Diskotheken heimlich in Drinks geschüttet werden. Oft geht es den Tätern darum, ihre Opfer willenlos zu machen, um sie sexuell zu missbrauchen. Prof. Burkhard Madea von der Rechtsmedizin der Uni Bonn erklärt die Hintergründe und gibt praktische Tipps zum Schutz vor Angriffen.

Wie sehr unterscheiden sich die Auswirkungen der einzelnen Mittel?

Das hängt immer von der Alkoholisierung ab, von der Gewöhnung an Medikamente und der Dosierung der K.-o.-Mittel – und davon, wie sie präpariert wurden. Ich erinnere mich gut an einen Fall, wo ein Gaststättenbetreiber seine beiden letzten Kundinnen nach Hause mitgenommen hat. Die beiden hatten von vornherein vor, an diesem Tag jemanden auszurauben, und hatten schon Benzodiazepine vorbereitet. Dazu zählen Medikamente wie Valium oder Rohypnol, die spielen bei uns am häufigsten eine Rolle. Die beiden Frauen hatten die Stoffe schon in Wasser und Korn aufgelöst, und das haben sie ihren Begleiter trinken lassen. Der ist relativ schnell schläfrig geworden – und die beiden haben ihm die Bude ausgeraubt. 

Kann man generell sagen, dass Jugendliche in Diskotheken die gefährdetste Gruppe sind? Oder geht das quer durch die Gesellschaft?

Die wichtigsten Verhaltenstipps, um sich vor K.-o.-Tropfen zu schützen:

Im Vorfeld: 

  • Getränke nicht unbeaufsichtigt lassen.
  • Keine Getränke von Unbekannten annehmen.
  • Wenn man einen seltsamen Geschmack bei einem Getränk feststellt, nicht weitertrinken und eine Vertrauensperson ansprechen.
  • Wenn man den Verdacht hat, zum Opfer einer Attacke mit K.-o.-Tropfen geworden zu sein: Zeitnah die Polizei oder einen Arzt aufsuchen, damit eine Blut- oder Urinprobe sichergestellt werden kann.  

Angriffe mit sexueller Absicht in Diskotheken oder Kneipen spielen am häufigsten eine Rolle. Wir haben aber auch schon erlebt, dass jungen Mädchen von 15 oder 16 Jahren K.-o.-Tropfen ohne sexuelle Absicht beigebracht wurden. Die Täter wollten Fotos machen, die die Mädchen in irgendeiner hilflosen Lage zeigten, einfach um sich lustig zu machen. K.-o.-Tropfen kommen aber auch bei älteren Menschen von 30, 40 oder 50 zum Einsatz. Dort werden oft, um die Person sozusagen „durchlässiger“ zu machen, stimulierende Substanzen beigebracht, Amphetamine oder Kokain. 

Wie sehr ist das Bewusstsein bei Jugendlichen da, dass es sowas wie K.-o.-Tropfen gibt?

Es ist ganz wichtig, dass hier mehr Aufklärungsarbeit betrieben wird - in den Schulen und der allgemeinen Öffentlichkeit. Das läuft teilweise über die Polizei, aber auch die frühere Justizministerin Nordrhein-Westfalens hatte sich der Problematik angenommen. Da wurde etwa im Karneval eine Kampagne zu den Gefahren von K.-o.-Tropfen gestartet. Solche Aktionen sind sehr wichtig. Und dann müssen die möglichen Opfer natürlich Hinweise bekommen, wie man sich schützen kann. 

Herr Professor Madea, vielen Dank für das Gespräch. 

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