Wege aus der rechtsextremen Isolation
Brüche in der Biografie
Anfangs bemerken die Berater bei den Ausstiegswilligen häufig eine hohe Gewaltbereitschaft. Viele wissen nicht, wie sich Konflikte friedlich bewältigen lassen. Sie orientieren sich lieber an einem „Führer“ für alle Lebenslagen und bevorzugen einfache Lösungen, auch wenn sich diese bei genauerem Hinsehen als unrealistisch erweisen. Fast alle Aussteiger haben erhebliche Brüche in ihrer Biografie: „Das kann die Scheidung der Eltern sein, eine kaputte Vater-Sohn-Beziehung, Alkohol- oder Drogenmissbrauch des Vaters, oder das Gefühl der Ausgrenzung im Schul- bzw. Ausbildungsbereich. Viele befinden sich in einer psychisch labilen Situation und nicht wenige haben ein Suchtproblem“, so Maximilian Lang. Wenn nötig, stellen die Aussteigerberater bei Bedarf entsprechende Kontakte zu Fachleuten her. Denn auch therapeutische Einrichtungen, Suchthilfeorganisationen und Anbieter von Anti-Aggression-Trainings sind Teil des Netzwerks.
Die Aussteiger-Hotline in Bayern
Die Rufnummer der Hotline ist die 089 / 2192 2767; die Mail-Adresse lautet aussteigerprogramm@stmi.bayern.de. Maximilian Lang: „Wer bei uns anruft oder eine Mail sendet, bekommt kompetente und vertrauliche Hilfe. Mit der Kontaktaufnahme springt der Ausstiegswillige über seinen Schatten und vollzieht den ersten Schritt auf dem Weg zurück in die demokratische Gesellschaft.“
Wie der Ausstieg aus einer Sekte
Rechtsextremisten leben häufig in einer sektenartigen Struktur. Sie sollen möglichst keine Kontakte zu Andersdenkenden pflegen. Das hat Auswirkungen auf ihre soziale Kompetenz. Der Griff zu Suchtmitteln jeglicher Art nimmt zu, besonders wenn man bei den Bemühungen um gesellschaftliche Akzeptanz anfangs frustrierende Erlebnisse hat. Maximilian Lang: „Die Stigmatisierung ehemaliger Rechtsextremisten geht gelegentlich derartige Irrwege, dass sich Aussteiger dafür bestraft fühlen, dass sie ihr früheres Doppelleben aufgegeben und sich zu ihrer Vergangenheit und dem nachvollziehbaren Ausstieg bekannt haben.“
Ein vergeblicher Versuch
Es gibt auch wenige Fälle, in denen die Begleitung nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat: Ein einschlägig Vorbestrafter hatte durch seine neue Freundin erstmals seit Jahren wieder Kontakt zu einer Person außerhalb der rechtsextremistischen Szene. „Durch intensive Betreuung konnte er für eine gewisse Zeit zur Selbstreflexion motiviert werden. Bestehende Zweifel an der rechtsextremistischen Ideologie konnten durch unsere Betreuung genährt werden“, erinnert sich Lang. Doch weil er überregional als Kameradschaftsführer und gewaltbereiter NPD-Aktivist bekannt war, wurde er von seinen Gesinnungsgenossen mit zahlreichen Anrufen und Mails bedrängt, als sie seine Verhaltensänderung bemerkten. „Der Betroffene war Waise, hatte keinerlei familiäre Kontakte. Auch am Arbeitsplatz und im Wohnumfeld waren Rechtsextremisten präsent. Die Szene war sein Leben. Daher war es so schwierig, eine soziale Integration in demokratisch gesinnte Gesellschaftsschichten zu erreichen.“
Die Betreuung musste leider nach mehreren Monaten wegen anhaltender Kontakte zu aktiven Rechtsextremisten beendet werden. „Er wurde seit mehr als acht Jahren in strafrechtlicher Hinsicht nicht mehr aktiv, ist allerdings noch immer als Rechtsextremist anzusehen“, bilanziert Maximilian Lang.
Ein erfolgreicher Ausstieg
Auf der Internetseite der Bayerischen Informationsstelle gegen Rechtsextremismus (BIGE) finden sich alle Informationen zum Aussteigerprogramm. Dort gibt es nicht nur Informationen für Rechtsextremisten, sondern auch für Linksextremisten.
Bis auf diese wenigen Ausnahmen konnte der Einsatz der Berater jedoch, wie im folgenden Fall, erfolgreich abgeschlossen werden: Der Rechtsextremist machte sich Gedanken über seine Zukunft, weil er gesundheitliche Probleme hatte und seinem handwerklichen Beruf nicht mehr nachgehen konnte. Außerdem fühlte er sich innerhalb der Kameradschaft ausgenutzt und wurde wiederholt körperlich attackiert. Um sich mehr Anerkennung zu verschaffen, verhielt er sich der Polizei gegenüber besonders aggressiv, was zu Ermittlungsverfahren und entsprechenden juristischen Folgen führte. Maximilian Lang berichtet: „Nach der Abklärung seiner Ausstiegsmotivation und einer Problemanalyse haben wir mit dem Arbeitsamt Kontakt aufgenommen und eine Umschulung eingeleitet.“ Der Aussteiger besuchte die Umschulung, erreichte ein sehr gutes Prüfungsergebnis als Techniker und wurde bei einem international tätigen Betrieb angestellt. Im Rahmen eines Abendstudiums machte er seinen Abschluss als Bauingenieur und ist inzwischen Leiter einer Niederlassung seines Arbeitgebers in Paris.
WL/FL (26.05.2017)
Kurztipps
Darauf sollten Sie achten, um Angriffen auf Ihren Computer mit...
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren Rechner und Ihre...
Das sollten Sie beachten, um bei der Wohnungssuche im Internet...
Das sollten Sie beachten, um Ihre Daten sicher in Cloud-Diensten zu...
Darauf sollten sie achten, wenn der Unterricht Ihrer Kinder zuhause...
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihre Kinder oder Schüler vor...
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Urlaub mobile Geräte nutzen.
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie einen abgeschlossenen...
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie online bezahlen möchten.
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie von zuhause arbeiten.
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie von Spam-Mails in Ihrem...
Darauf sollten Sie bei der Partnersuche im Netz achten.
Diese Tipps helfen Ihnen, Social-Media-Kanäle sicher zu nutzen.
So verhindern Sie, dass der Einkauf nicht mit Frust endet.
Darauf sollten Sie bei der Passworterstellung achten.
Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Arzneimittel online bestellen.
Das sollten Sie beachten, wenn Sie Apps herunterladen und nutzen.
So schützen Sie Ihren PC vor Viren, Trojaner und „Phishing“
So schützen Sie Ihr Smartphone und Ihre Daten vor Hackern und Betrug.
Worauf Sie beim Einkauf im Internet achten sollten
Weitere Infos zum Thema Internet und Mobil
Regeln zu Bild- und Videorechten
Immer öfter werden Polizisten bei der Ausübung ihres Berufes gefilmt...[mehr erfahren]
Ausgespäht und angegriffen
Smart-TVs sind eigentlich Computer, die – wenn sie mit dem Internet...[mehr erfahren]
„Verfolgen statt nur Löschen“ unterstützt NRW-Medien
Im Zuge der so genannten Flüchtlingskrise wurde das Internet in den...[mehr erfahren]
Gefahrenwarnung direkt aufs Handy
Wie werden Menschen vor Gefahren gewarnt, wenn sie keine Warn-App...[mehr erfahren]
Tipps zum nachhaltigen Löschen von Daten auf Handys, Tablets und PCs
Bevor man ausgediente Computer, Festplatten, Smartphones, Tablets...[mehr erfahren]
Aktivitäten
Service
Präventionsvideos
"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Und gerade mit bewegten Bildern werden wir alle viel leichter erreicht als mit nüchternen Informationsmaterialien, die nur den Verstand ansprechen. Hier finden Sie die Präventionsvideos.
Schützen Sie Ihre Immobilie gegen Einbruch!
Erklärung einschlägiger Präventions-Begriffe
Beliebte Artikel zum Thema Internet / Mobil
Sie können gegen Internetkriminelle vorgehen
Phishing, Online-Spionage & Co. – Internetkriminelle verfügen über...[mehr erfahren]
Vorsicht bei billigen Angeboten
Immer wieder fallen Käufer auf so genannte „Fake-Shops“ bei Amazon...[mehr erfahren]
Zwischen Datenschutz und Kinderpornographie
„Sexting“ setzt sich zusammen aus den Worten „Sex“ und „Texting“. Es...[mehr erfahren]