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Braucht ein Kindergartenkind ein Smartphone?

Katrin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, forderte im August 2023, die Handy-Nutzung an Kitas und Schulen massiv zu begrenzen. Ein Kindergartenkind brauche kein Smartphone. Doch ist das Problem wirklich so groß, dass ein Handyverbot an Kitas und Grundschulen nötig ist? Die sogenannte KIM-Studie („Kindheit, Internet, Medien“) untersucht den Umgang von Kindern mit unterschiedlichsten Medien alle zwei Jahre wissenschaftlich.

Die Ergebnisse der KIM-Studie 2022


Sollten Smartphones in der Schule verboten werden?

©insta_photos/stock.adobe.com

 

Katrin Prien, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, forderte im August 2023, die Handy-Nutzung an Kitas und Schulen massiv zu begrenzen. Ein Kindergartenkind brauche kein Smartphone. Doch ist das Problem wirklich so groß, dass ein Handyverbot an Kitas und Grundschulen nötig ist? Die sogenannte KIM-Studie („Kindheit, Internet, Medien“) untersucht den Umgang von Kindern mit unterschiedlichsten Medien alle zwei Jahre wissenschaftlich.

Kinder nutzen digitale Medien oftmals allein und ohne Begleitung – insbesondere digitale Spiele und das Internet. Zwei Drittel der Eltern verwenden zudem keine technischen Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes wie Filter oder Sicherheitseinstellungen. Das ist eine der Kernaussagen, die das Team vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest zum Medienverhalten von Kindern macht. Für ihre Studie haben sie ausführlich mit 1.219 Kindern zwischen sechs und 13 Jahren sowie deren primären Erziehungsberechtigten gesprochen. Ab einem Alter von 10 bis 11 Jahren besitzt mehr als die Hälfte der Kinder ein eigenes Smartphone. Sie nutzen das Smartphone für den WhatsApp-Kontakt zu ihren Freunden und ihrer Familie und sehen sich auf dem Smartphone Filme und Videos an.

Eltern setzen zu selten Grenzen

Jedes zweite Kind darf allein im Internet surfen, denn die Eltern haben ein zwiespältiges Verhältnis zum Medienumgang ihrer Kinder: Einerseits sehen 86 Prozent darin eine Chance für ihre Kinder, um etwas Neues zu lernen. Aber 80 Prozent stimmen der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder birgt. Der Großteil der Eltern sieht die Schule, aber auch sich selbst in der Verantwortung, um den Kindern den richtigen Umgang mit Medien zu zeigen. Trotzdem nutzen 68 Prozent der Erziehungsberechtigten keinerlei technische Hilfsmittel zum Schutz vor ungeeigneten Inhalten. Was die Bildschirmzeit der Kinder angeht, werden selten spezielle Maßnahmen getroffen.

Kinderärzte schlagen Alarm

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hat sich besorgt über den Internetkonsum von Kindern geäußert. Wenn er sehe, dass schon Kleinkinder Tablets in die Hand bekommen, stünden ihm die Haare zu Berge, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ein Smartphone schon für Neunjährige sei zu früh. Auf Social-Media-Kanälen tummelten sich sogenannte Influencer, die ungefestigte junge Menschen negativ beeinflussten. Eine Folge seien psychische Erkrankungen. Das sei in den Arztpraxen deutlich zu spüren, so Fischbach.

So verbringen die Sechs- bis 13-Jährigen ihre Freizeit

© KIM-Studie 2022

Hoher Stellenwert von Medienkonsum in der Freizeit

Die drei Lieblingsbeschäftigungen der Kinder haben nach wie vor nichts mit digitalen Medien zu tun. Die Sechs- bis 13-Jährigen treffen am liebsten Freunde, spielen draußen oder machen Sport. So gaben sie es jedenfalls im Rahmen der Befragung an. Nur 16 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen sagten, dass die Smartphone-Nutzung ihre Lieblingsbeschäftigung sei. Dementsprechend steht die Smartphone-Nutzung auch insgesamt nur auf Platz 8 bei ihrer Freizeitgestaltung. Das Hausaufgaben machen und Lernen steht beispielsweise auf Platz 3. Den Fernsehkonsum findet man auf Platz 2 ihrer Freizeitaktivitäten und Musik hören auf Platz 7. Mit kreativen Tätigkeiten wie Malen, Zeichnen oder Basteln oder dem Lesen eines Buchs beschäftigt sich nur noch etwa jedes zweite Kind mindestens einmal in der Woche. Immerhin machen 43 Prozent regelmäßig selbst Fotos oder Videos, was ja auch unter die kreativen Aktivitäten fällt. 44 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen nutzen regelmäßig offline Computer/Laptops und zwei von fünf Kindern verwenden mindestens einmal in der Woche ein Tablet.

Medienkompetenz von Kindern fördern

Die Kinder- und Jugendmedienpolitik des Bundesjugendministeriums verbindet den klassischen Schutz im Sinne einer Abschirmung vor gefährdenden Inhalten mit der Befähigung zu einem eigenverantwortlichen und souveränen Umgang mit Medien. Auf der Website des Ministeriums gibt es eine Übersicht zu diversen Projekten, die „die Kompetenz zur Medienerziehung von Eltern und Fachkräften stärken, gute Medienangebote für Kinder und Jugendliche unterstützen und den kreativen und eigenverantwortlichen Umgang mit Medien fördern.“ Dort können sich interessierte Eltern auch Broschüren zum Umgang von Kindern mit digitalen Medien herunterladen.

WL (29.09.2023)

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