< Haustiere sicher transportieren

Fördern und fordern statt strafen

Seit 2013 gibt es in Deutschland den Warnschussarrest. Das ist eine Form des Jugendarrests, den Gerichte verhängen können, wenn eine Jugendstrafe zur Bewährung ausgesetzt wird. Der Warnschussarrest soll straffälligen Jugendlichen das Unrecht ihrer Straftat nachdrücklicher bewusst machen. Kerstin Buckup, die Leiterin der Jugendarrestanstalt Verden, sieht im Warnschussarrest weniger eine abschreckende Maßnahme als vielmehr die Möglichkeit, direkt auf die Jugendlichen einzuwirken, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und sie so vor einer kriminellen Karriere zu bewahren.

Intensive Betreuung

Seit 2016 gibt es den eine eigenständige Jugendarrestanstalt in Niedersachsen. Rund 300 Arrestanten haben seit 2017 einen Warnschussarrest in der Jugendarrestanstalt Verden durchlaufen, zu der auch Abteilungen in Emden, Nienburg, Neustadt und Göttingen gehören. Für Jugendliche, die zum ersten Mal eine Justizvollzugseinrichtung von innen sehen, kann der Antritt eines Warnschussarrestes eine einschneidende Erfahrung sein. Zunächst wird jeder Arrestant durchsucht. Handys, Zigaretten oder Alkohol dürfen nicht in die Anstalt mitgenommen werden. „Das ist für viele ein Schock, denn fast alle rauchen oder sind sogar Cannabiskonsumenten und alle hängen die ganze Zeit am Handy und schauen viel fern. Das alles fehlt in der Arrestanstalt. Die Jugendlichen werden so auf sich selbst zurückgeworfen“, erzählt Kerstin Buckup. Stattdessen erwartet sie ein klar strukturierter Tagesablauf. Vormittags gibt es Unterricht. Darin wird nicht nur Schulwissen vermittelt, sondern es werden auch Themen wie Mobbing, der Umgang mit sozialen Medien und der Einfluss von Peergroups auf das eigene Verhalten behandelt. „Wir versuchen, eine Berufsorientierung zu geben oder etwa an Literatur heranzuführen“, so die Anstaltsleiterin. Außerdem stehen politische und geografische Kenntnisse auf dem Lehrplan, der auch Rücksicht auf die Herkunft der Jugendlichen nimmt, denn viele haben einen Migrationshintergrund. Am Nachmittag folgen dann Einzel- oder Gruppengespräche mit dem sozialen und psychologischen Dienst. Hier sollen die Jugendlichen ihr Verhalten reflektieren. Es geht um ihre Straftaten, ihr Verhältnis zu Gewalt, zu Drogen und Sucht – aber auch um Möglichkeiten und Perspektiven für ihr zukünftiges Leben. Schließlich wird dann den Jugendlichen der Auftrag erteilt, sich mit ihrer Bewährungshilfe in Verbindung zu setzen und aktiv die Zeit nach dem Arrest zu planen. Es werden außerdem Kontakte zu Beratungsstellen geknüpft, wenn etwa psychische Probleme oder eine Drogensucht vorliegen. „Damit wollen wir sicherstellen, dass der Jugendliche nach dem Arrest nicht in ein Loch fällt. Wenn es notwendig ist, sollte eine intensive Betreuung sichergestellt werden, um so zu verhindern, dass ein Rückfall in alte Muster erfolgt“, fasst Kerstin Buckup zusammen.

Jugendarrest kann Freizeitarrest, Kurzarrest oder Dauerarrest sein. Der Freizeitarrest wird und auf eine oder zwei Freizeiten bemessen, das entspricht ein oder zwei Wochenenden. Der Kurzarrest von bis zu vier Tagen wird verhängt, wenn der zusammenhängende Vollzug zweckmäßig erscheint und weder die Ausbildung noch die Arbeit des Jugendlichen beeinträchtigt werden. Zwei Tage Kurzarrest sind eine Freizeit. Der Dauerarrest beträgt mindestens eine Woche und höchstens vier Wochen.

Positive Bilanz

Insgesamt bewertet die Anstaltsleiterin den Warnschussarrest positiv: „Die Rückfallquote liegt bei etwa bei 20 Prozent. Das ist für Jugendliche sehr niedrig.“ Besonders erfolgreich sei der Arrest bei Jugendlichen, die diese Erfahrung zum ersten Mal machen. Die Bewährungsstrafe an sich wird vielleicht von dem ein oder anderen als Freispruch wahrgenommen, da die eigene Verfehlung keine fühlbaren Konsequenzen nach sich zieht. Doch eingesperrt und auf sich selbst zurückgeworfen zu sein, das beeindruckt die jungen Straftäter dann doch sehr und führt im Idealfall zu einer Selbstreflexion und Verhaltensänderung“, so die Einschätzung von Kerstin Buckup. Diese Bewertung ist umso bemerkenswerter, wenn man sich den Hintergrund des Warnschussarrestes anschaut. Ursprünglich war das 2012 verabschiedete „Gesetz zur Erweiterung der jugendgerichtlichen Handlungsmöglichkeiten“ als eine Verschärfung des Jugendstrafrechts gedacht. Kritiker wie Arthur Kreuzer, Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug der Universität Gießen, waren damals der Ansicht, dass der Arrest mehr schadet als nützt. Als Grund gab er an, dass die Jugendlichen so mit Kriminalitätserfahrenen auf engem Raum zusammenkommen würden, wo sie Hackordnung, negatives Lernen, Machtkampf und Männlichkeitskult kennen lernen. Wahrscheinlich hat er Kerstin Buckup, ihren pädagogischen Ansatz und ihr engagiertes Team nicht gekannt.

TE (29.10.2021)

Seite: << zurück12

Kurztipps

5 Tipps für...
...den sicheren Campingurlaub

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie Ihren nächsten Urlaub mit dem...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Stau

So verhalten Sie sich bei einem Stau richtig.

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten bei einer Autopanne

Darauf sollten Sie achten, wenn Ihr Wagen auf der Autobahn oder...

5 Tipps für...
...das Radfahren im Winter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie in der kalten Jahreszeit trotz...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Wildunfällen

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie im Herbst und Winter in...

5 Tipps für...
...das Autofahren im Alter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie als älterer Mensch Auto fahren.

5 Tipps für...
...die sichere Fahrt mit dem E-Auto

Darauf sollten Sie am Steuer eines Elektroautos achten.

5 Tipps für...
...die Ladungssicherung im Transporter

Darauf sollten Sie achten, wenn Sie einen Transporter (z. B. als...

5 Tipps für...
...den Schutz vor Autodieben

So können Sie das Risiko für einen Pkw-Diebstahl deutlich reduzieren.

5 Tipps für...
...das Carsharing

Darauf sollten Sie vor der Fahrt mit einem Gemeinschaftsauto achten.

5 Tipps für...
...den Kauf von Souvenirs

Das sollten Sie beachten, wenn Sie Urlaubsandenken erwerben.

5 Tipps für...
...die Verkehrssicherheit im Winter

So können Autofahrer das Unfallrisiko reduzieren.

5 Tipps für...
...die Mietwagenbuchung

Im Voraus einen umfassenden...

5 Tipps für...
...den sicheren Schulweg

So kommen Kinder sicher zum Unterricht.

5 Tipps für...
...die sichere Beladung des Pkw

So verstauen Sie das Gepäck oder die Einkäufe richtig.

5 Tipps für...
...ein winterfestes Auto

Vor dem Winter sollte das Auto für die kalte Jahreszeit gewappnet...

5 Tipps für...
...das richtige Verhalten im Notfall

Was Sie tun sollten, wenn Sie einer verletzten Person helfen wollen.

Weitere Infos für Autofahrer

Erste Hilfe per Anleitung

Einen Erste-Hilfe-Kurs hat fast jeder irgendwann einmal absolviert,...[mehr erfahren]

Polizei Hamburg testet neue Geräte zur Drogenerkennung

Stößt die Polizei bei einer Fahrzeugkontrolle auf verdächtige...[mehr erfahren]

Richtiges Verhalten nach dem Verkehrsunfall

Wenn man in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde, sollte man Ruhe...[mehr erfahren]

Blechschaden, Nachbarschaftsstreit, Prügelei: Wann sollte man die Polizei rufen?

Bei Wohnungseinbrüchen, schweren Unfällen oder Körperverletzungen ist...[mehr erfahren]

Die neue Straßenverkehrsordnung

Am 1. April 2013 ist eine neue Straßenverkehrsordnung (StVO) in Kraft...[mehr erfahren]

Wie sinnvoll ist der Vorschlag des Deutschen Verkehrsgerichtstags?

Alkohol oder Drogen sollten im Straßenverkehr keinen Platz haben. Die...[mehr erfahren]

Wie Autofahrer reagieren sollten

Sofort anhalten oder noch bis zum nächsten Parkplatz fahren? – So...[mehr erfahren]

Fahrerassistenzsysteme

Wie funktioniert die moderne Technik?

Immer mehr Autos verfügen über moderne Fahrerassistenzsysteme. Wie...[mehr erfahren]

Promillegrenzen, Winterreifenpflicht, Rauchverbot

Für viele Reisende ist das Auto das Verkehrsmittel der Wahl, wenn es...[mehr erfahren]

Toter Winkel bei Lkw und Bussen

Mehr Sicherheit durch Abbiegeassistenten

Im März 2019 starb auf der Hamburger Allee in Hannover ein...[mehr erfahren]