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Online-Plattform bietet Hilfe bei Cybermobbing

Das Thema Cybermobbing beschäftigt Lukas Pohland bereits, seitdem er 12 Jahre alt ist. Damals steht er einer Mitschülerin bei, die von Klassenkameraden bedroht wird und gerät dadurch selbst ins Visier der Mobber. Die Erfahrung von Hilflosigkeit und mangelnder Unterstützung von Seiten der Lehrer, der Schulleitung und der Polizei bringt ihn dazu, mit 14 Jahren den Verein Cybermobbing-Hilfe zu gründen. Anfangs berät er Opfer telefonisch von seinem Kinderzimmer aus. Dann weitet er seine Aktivitäten auch in den Bereich Prävention aus: Er klärt auf, dreht Videospots, beteiligt sich an Informationskampagnen in Schulen und wird sogar im Düsseldorfer Landtag als Experte angehört. Der mittlerweile 16-jährige Jugendliche aus Schwerte schafft somit Aufmerksamkeit für das Thema Cybermobbing. Ende Mai 2021 startete sein Verein eine Online-Beratungsplattform.

Keine Unterschiede bei den Geschlechtern

Sowohl bei den Tätern als auch bei den Opfern hält sich der Anteil von Jungen und Mädchen in etwa die Waage. Auch in der Form oder der Brutalität des Mobbings gibt es keine bemerkenswerten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. „Alle Täter und Täterinnen haben ein gutes Gespür für die Schwächen des Opfers. Sie wissen, wie und wo sie Andere am effektivsten verletzen können“, erzählt Lukas Pohland. Vielen halten Cybermobbing für einen Spaß; ihnen geht das Mitgefühl für das Leiden ihrer Opfer ab. Lukas Pohland erinnert sich an einen Fall, bei dem ein Junge über Monate auf der Schultoilette heimlich fotografiert und gefilmt wurde. Das Material wurde dann über die sozialen Netze verbreitet. Der Betroffene erfuhr dadurch eine sehr unschöne Berühmtheit. Das war so belastend für ihn, dass sogar ein Schulwechsel und ein Umzug der Familie nötig wurden. Die Schulleitung war zwar sehr bemüht und hat deutlich gemacht, dass sie so ein Verhalten nicht duldet. Doch es war schon zu spät, denn über die sozialen Medien fanden die Bilder und Filme über die Schule hinaus Verbreitung. In solchen Fällen kann das Cybermobbing nicht mehr eingedämmt werden und die Folgen können für die Betroffenen existenzgefährdend sein.

Lukas Pohland initiiert eine Online-Beratungsstelle

© Stefanie Lategahn

Beratung auf Augenhöhe

Hier will die Online-Beratungsstelle von Lukas Pohland und seinem zehnköpfigen Team von ehrenamtlichen, überwiegend jugendlichen Experten den Betroffen helfen. „Bei uns finden Kinder und Jugendliche kompetente Unterstützung auf Augenhöhe“, erklärt Pohland. „Alle unsere Berater haben sich intensiv durch Fortbildungen auf ihre Aufgabe vorbereitet.“ Das Angebot ist besonders niedrigschwellig angelegt: Die Hilfesuchenden können sich anonym registrieren und sich mit den Experten austauschen. Ein persönlicher Ansprechpartner antwortet ihnen innerhalb von maximal 24 Stunden über die Beratungsplattform. „Als Betroffener von Cybermobbing ist es ganz wichtig, dass man sich erstmal Hilfe sucht und darüber spricht“, glaubt Pohland. „Das kann bei den Eltern passieren. Das kann bei Freunden passieren. Das kann genauso gut in der Schule passieren oder eben auch bei anderen Anlaufstellen wie unserer Beratung.“ Er empfiehlt Betroffenen, von den Beleidigungen Screenshots zu machen, sodass man Beweise in der Hand hat, beispielsweise wenn es zur Anzeige kommt. Hilfreich sei auch, eine Art Mobbing-Tagebuch zu führen, in dem man dokumentiert, was einem wann passiert ist. Allerdings sollte man nicht direkt auf Cybermobbing-Angriffe reagieren, weil das die Täter motivieren kann, weiter zu machen. Im schlimmsten Fall wird man sogar selbst zum Täter.

Nachhaltige Prävention

Neben der Beratung von Betroffenen engagieren sich Pohland und seine Unterstützer auch in der Prävention. Schulen können sich etwa im Rahmen von Projekttagen oder Veranstaltungen an die Cybermobbing-Hilfe wenden. Der Verein berät auch Schulträger und Ministerien, wie man dauerhafte Strukturen in der Präventionsarbeit gegen Cybermobbing etablieren kann. „Denn es kommen ja immer neue Schülergenerationen nach und einzelne Projekttage verändern ja nicht nachhaltig das Verhalten von Kindern und Jugendlichen“, erklärt Lukas Pohland. Er selbst kann sich vorstellen, später einmal aus seinem Einsatz für andere Menschen einen Beruf zu machen.

TE (30.06.2021)

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