< Schlechte Sicht durch Nebel
04.04.2019

Häusliche Gewalt gegen Männer

Jörg Gakenholz

Bildungsreferent Männerforschung, Landesfachstelle Männerarbeit, © Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen e. V.

Informieren und sensibilisieren

Um Männern Mut zu machen, sich professionelle Hilfe zu suchen, hat die Landesfachstelle Männerarbeit Sachsen die Kampagne „Mann, gib dich nicht geschlagen“ ins Leben gerufen. Doch damit sollen nicht nur Betroffene erreicht, sondern auch die Gesellschaft informiert werden. Dazu gehört, dass Männer, die Partnerschaftsgewalt erfahren, ernst genommen werden. „Eines unserer Ziele ist, Akteure wie die Polizei oder Therapeutinnen und Therapeuten zu sensibilisieren. Mit ihnen kommen Betroffene häufig zuerst in Kontakt. Deshalb geben wir ihnen Informationen an die Hand, damit sie wissen, dass das ein reales Problem ist“, sagt Gakenholz. „Leider erfahren wir immer wieder, dass Männer bei Partnerschaftskonflikten schlechtere Karten haben. Ich erinnere mich an einen Fall, als eine Frau ihren Partner angegriffen hat. Die Nachbarn haben die Polizei gerufen. Die hat allerdings den Mann mitgenommen, nicht die Frau. Es muss ein Umdenken stattfinden, dass nicht nur der Mann der Täter sein kann.“ Der Experte ist jedoch zufrieden mit dem, was der Verein Landesarbeitsgemeinschaft Jungen- und Männerarbeit Sachsen sowie andere Institutionen bisher erreicht haben und blickt positiv in die Zukunft: „Die Politik befasst sich intensiver mit dem Thema und auch die Medien berichten häufiger. Dennoch ist es ein langer Weg. Bis das Thema umfassend Anerkennung findet, werden wohl noch Jahre vergehen.“

Hilfe durch Beratungsstellen

Betroffenen rät Jörg Gakenholz, sich professionelle Unterstützung zu suchen. „In jedem Bundesland gibt es Interventionsstellen gegen häusliche Gewalt, die sowohl Frauen als auch Männer beraten – obwohl im Namen häufig nur ‚Frauen‘ auftaucht“, erklärt er. Auf dem Portal Männerberatungsnetz findet sich zudem eine Übersichtskarte, die Beratungsangebote zu zahlreichen Themen wie etwa Armut, Homosexualität oder Vaterschaft anzeigt. Hier sind auch viele Stellen gelistet, die von Partnerschaftsgewalt betroffenen Männern Informationen an die Hand geben, was sinnvolle Schritte sind. „Dazu kann zählen, einen Anwalt einzuschalten oder Beweise für die Taten zu sichern“, führt Gakenholz aus. Darüber hinaus können die Stellen aber auch den Kontakt zu Männerschutzwohnungen vermitteln, in denen Betroffene unterkommen können. „In Sachsen gibt es drei solcher Wohnungen – in Leipzig, Dresden und Plauen“, berichtet der Experte. Für die Zukunft würde er sich wünschen, dass es auch in ländlicheren Regionen mehr solcher Angebote gäbe. „Je nachdem, wo die Männer arbeiten, können die Distanzen zum Arbeitsplatz groß sein, weshalb das für einige nicht infrage kommt. Es wäre wichtig, dass mehr regionale Angebote entstehen.“

MW (29.03.2019)

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