< Raus aus der rechten Szene

Sexueller Missbrauch: Die Arbeit der Hilfsorganisationen

Sexueller Missbrauch ist als Thema in der Öffentlichkeit angekommen. Stiftungen und Hilfsorganisationen sind gefordert, zu beraten und zu helfen. Angesichts der klammen öffentlichen Kassen fehlt es ihnen jedoch an Mitteln, um noch mehr zu erreichen.

 

Plakatmotiv zur Kampagne „Kein Täter werden“

© Charité Berlin

Anlaufstellen bieten Pädophilen Therapiemöglichkeiten

Die Auseinandersetzung mit dem Täter fällt Hilfsorganisationen offensichtlich schwer. Bei 500 Kinderschutzorganisationen hatte die Charité für eine Kooperation zum Projekt „Kein Täter werden“ geworben. „Wir waren die Einzigen, die den Mut hatten, das Projekt zu unterstützen“, so Schäfer-Wiegand. Die Stiftung Hänsel und Gretel finanzierte die komplette Medienkampagne. Mit ihrer Hilfe und dem Slogan „Lieben Sie Kinder mehr als Ihnen lieb ist?“, sollten Betroffene, also problembewusste, therapiewillige, potentielle und reale Täter im Dunkelfeld, auf die Möglichkeit einer Beratung und Therapie hingewiesen werden. Die Reaktion übertraf alle Erwartungen. Über 800 Männer meldeten sich an Beiers Institut, darunter auch Personen aus Österreich und der Schweiz. Die Charité schafft so eine Anlaufstelle, die auch für andere Bundesländer Vorbildcharakter hat. Die Stiftung Hänsel und Gretel unterstützt vehement ihre Verbreitung in weiteren Bundesländern: Inzwischen gibt es neben Berlin auch Anlaufstellen in Kiel, Leipzig und Regensburg.

Infos zum Projekt „Kein Täter werden“ gibt es unter 
http://www.kein-taeter-werden.de/ 

Wie groß der eigentliche Bedarf ist, zeigen statistische Untersuchungen. Experten gehen davon aus, dass sich etwa ein Prozent aller Männer zwischen 18 und 75 Jahren von Kindern sexuell angezogen fühlen. Das wären in Deutschland rund 200.000 Personen. Die Opferzahlen sind noch viel höher. Schäfer-Wiegand: „Jede halbe Stunde passiert ein sexueller Missbrauch in der Bundesrepublik. Jede zehnte Frau und jeder dreißigste Mann berichten von sexuellen Übergriffen in ihrer Jugend. Und wenn man diese Opferzahlen einmal hochrechnet, dann kommt man auf Millionen Opfer.“ Umso wichtiger wäre es, dass die sexualmedizinische Betreuung potentieller Täter langfristig in Präventionskonzepten etabliert wird. „Tätertherapie ist Opferschutz. Damit können weitere entscheidende Schritte für den Kinderschutz in Deutschland getan werden“, sagt Barbara Schäfer-Wiegand.

Seite: << zurück123

Weitere Infos zum Thema Extremismus und Gewalt

Interview mit Sven Hüber, stv. Bundesvorsitzender der GdP

Laut dem gerade erschienen Verfassungsschutzbericht 2023 ist im...[mehr erfahren]

Grenzüberschreitende Polizeiarbeit in Den Haag

Die Täternetzwerke im Bereich der Organisierten Kriminalität...[mehr erfahren]

Wie Nazis das Thema sexueller Missbrauch für ihre Zwecke nutzen

Personen mit rechtsextremistischer Einstellung erkennt man nicht...[mehr erfahren]

Linksextremistischer Einfluss auf die Klimabewegung

Seit Entstehung der Protestbewegung Fridays for Future wird dem...[mehr erfahren]

Strategie und Ermittlungsarbeit am Beispiel NRW

Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte sowie die sogenannten...[mehr erfahren]

Beratungsstelle Hessen unterstützt durch Prävention und Ausstiegsbegleitung

Wie kann man Jugendliche früh genug gegen salafistische Prediger...[mehr erfahren]

Das Prinzip der wehrhaften Demokratie

Die Bekämpfung des Rechtsextremismus dominiert seit Wochen die...[mehr erfahren]

Die Arbeit der Aussteigerberater in Bayern

Seit Februar 2001 gibt es beim Bayerischen Landesamt für...[mehr erfahren]