K.O.-Tropfen, Diebstahl, Belästigung
Kriminalhauptkommissarin Ines Rose
Leiterin des Kommissariats 2 (Sexualdelikte/Gewalt gegen Frauen und Kinder), Polizei Mainz, © Polizeipräsidium Mainz
Risikofaktor Alkohol
Die erhöhte Anzahl der Delikte zur Karnevalszeit ist nach Meinung von Ines Rose vor allem auf den übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen: „Zu dieser Jahreszeit ist es kalt, vieles findet draußen statt. Alkohol wird meist einfach getrunken, um sich warmzuhalten. Abgesehen von K.O.-Tropfen und Ähnlichem ist Alkohol immer noch die schlimmste Droge, mit der wir es zu tun haben“. Was ihn besonders gefährlich macht: Die Wirkung des Alkohols auf den eigenen Körper kann von Tag zu Tag unterschiedlich sein und ist daher schwer absehbar. Zudem haben Faktoren wie die psychische Verfassung oder die Nahrungsaufnahme Einfluss darauf, wie der Körper auf Alkohol reagiert. An Karneval ist laut Rose vor allem hochprozentiger Alkohol ein Problem, da die Wirkung für viele besonders schwer einzuschätzen ist. „Das erhöht das Risiko, dass einem etwas zustößt. Hat man viel Alkohol konsumiert, wissen zum Beispiel Frauen schnell nicht mehr, in welche Situation sie sich begeben oder tun sogar Dinge, die sie eigentlich nicht wollen. In diesem Moment wird ihre hilflose Lage gerne mal ausgenutzt.“ Der Tipp der Expertin: immer nur den Alkohol trinken, den man kennt und von dem man weiß, dass man ihn gut verträgt. Zudem sollte man das Mischen von Getränken möglichst vermeiden. „Da braucht man keine K.O.-Tropfen, um von der einen auf die andere Sekunde nicht mehr zurechnungsfähig zu sein“, warnt Rose.
Häufige Reaktionen bei K.O.-Tropfen:
- Übelkeit bzw. Schwindel
- Wahrnehmungsstörungen
- eingeschränkte Beweglichkeit bzw. Reglosigkeit
- Erinnerungslücken bzw. zeitweiser Erinnerungsverlust
- übermäßige Euphorie und Enthemmung
Gefahren aus dem Weg gehen
Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, um sich im Karneval vor Gefahren zu schützen. Vor allem Frauen rät Rose, sich in Gruppen aufzuhalten: „Dadurch wird man nicht so schnell zum Opfer und wenn, dann hat man Zeugen. Das hilft zudem bei einer Täterbeschreibung.“ Auch die schnelle Reaktion ist wichtig: Man sollte Passanten ansprechen und um Hilfe bitten. Des Weiteren besteht immer die Möglichkeit, über die 110 einen Notruf abzusetzen. „An Karneval ist so viel Polizei im Einsatz, da kann immer schnelle Hilfe kommen“, so Rose. Für den Nachhauseweg rät die Kriminalhauptkommissarin, sichere Wege zu wählen. Das bedeutet: immer dort, wo Menschen wohnen und wo einen jemand hören könnte. Vor allem Fußgängerzonen sind gefährlich, auch wenn sie aufgrund der ständigen Beleuchtung sicher erscheinen. Möchte man sich zusätzlich schützen, dann empfiehlt die Expertin einen Schrillalarm. „Die sind teilweise so unerträglich laut, dass der Täter meist in die Flucht geschlagen wird, da das Entdeckungsrisiko viel zu groß wird“, erklärt Rose. Von Pfeffersprays rät sie jedoch ab, da diese schnell zur Gefahr für einen selbst werden können: „Da muss nur der Wind falsch stehen oder derjenige, der was abbekommt, muss mir ins Gesicht fassen. Dann habe ich schnell dasselbe Problem“. Nach Meinung der Expertin seien Frauen vor allem Selbstbehauptungstrainings zu empfehlen. Anders als in einem Selbstverteidigungskurs geht es hier nicht um die körperliche Abwehr, sondern darum, selbstsicher aufzutreten. „Frauen, die wissen, wie sie mit ihrem Körper umzugehen haben, gehen anders durch die Straßen. Das nimmt der Täter wahr“, führt die Expertin aus. Um an Karneval einem Taschendiebstahl vorzubeugen, ist es ratsam, Wertsachen nah am Körper zu tragen. Aus Hosen- oder Jackentaschen lassen sich Geldbörsen besonders leicht entwenden. Handtaschen sollten mit der Öffnung zum Körper getragen werden. Zudem gilt die Devise: nur mitnehmen, was man braucht. Wichtige Karten und Dokumente sollte man zuhause lassen. So macht man Trickdieben das Leben schwer.
MW (16.12.2016)
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