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Stolperfalle Führerschein: Warum fallen so viele durch?

Viele Prüflinge fallen in Deutschland bei der theoretischen und praktischen Führerscheinprüfung durch. Laut Kraftfahrtbundesamt haben im Jahr 2021 37 Prozent der Prüflinge die theoretische und 30 Prozent die praktische Prüfung nicht bestanden. Zehn Jahre zuvor lag die Quote noch bei 29 beziehungsweise 26 Prozent. Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein, erklärt im Interview die Hintergründe und wie sich die Fahrschulbranche für die Zukunft rüstet.

Antworten von Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein


Die Führerscheinprüfung ist eine echte Herausforderung

© Dragana Gordic/stock.adobe.com

 

Viele Prüflinge fallen in Deutschland bei der theoretischen und praktischen Führerscheinprüfung durch. Laut Kraftfahrtbundesamt haben im Jahr 2021 37 Prozent der Prüflinge die theoretische und 30 Prozent die praktische Prüfung nicht bestanden. Zehn Jahre zuvor lag die Quote noch bei 29 beziehungsweise 26 Prozent. Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein, erklärt im Interview die Hintergründe und wie sich die Fahrschulbranche für die Zukunft rüstet.

Herr Bartels, warum fallen so viele Menschen bei der Führerscheinprüfung durch?

Die von einigen Medien veröffentlichte Zahl von bis zu 43 Prozent können wir von unserem Verband aus nicht bestätigen. Ich habe den Eindruck, es handelt sich um kumulierte Zahlen, das heißt, Prüflinge, die einmal oder mehrmals durch die Prüfungen fallen, werden auch mehrmals gezählt. Das erhöht natürlich die Durchfallquote. Nehmen wir als Beispiel das Ballungsgebiet Ruhrgebiet. Hier prüft zum einem der TÜV Rheinland und der TÜV Nord. Bei beiden beträgt die Quote der nicht bestandenen Prüfungen in der Klasse B für Pkw ungefähr 33 Prozent. Die Zahl ist in den letzten Jahren auch nicht großartig gestiegen. Aber natürlich ist eine Durchfallquote von einem Drittel auch schon eine Menge. Die Gründe dafür sind vielfältig. In den letzten 20 bis 25 Jahren ist das Verkehrsaufkommen enorm gestiegen und vielfältiger geworden. Dazu gehören neue Verkehrsmittel wie E-Scooter, die Aufteilung des Verkehrsraums auf immer mehr Teilnehmer, es gibt mehr Kreisverkehre und unübersichtlichen Situationen und die Verkehrsregelung wird immer komplexer. Die Herausforderungen für die Prüfprobanden sind damit extrem hoch. Dazu kommt die Reform der Fahrerlaubnisprüfung Anfang 2021. Die Prüfungszeit wurde für die Klasse B um 10 Minuten auf 55 Minuten erhört. Das bedeutet etwa 40 Minuten reine Fahrzeit, die die Prüflinge hoch konzentriert bewältigen müssen. Sie sind in dieser Zeit auf den verschiedenen Straßensystemen, die wir haben, unterwegs, also beispielsweise innerstädtisch oder auf Landstraßen. Wir prüfen rechts vor links, enge Straßensituationen, und das Fahren auf mehrstreifigen Straßen. Das ist für die jungen Menschen eine große Herausforderung.

Es gibt ja das Vorurteil, dass gerade die jungen Menschen nicht mehr so konzentrationsfähig sind, weil sie ständig abgelenkt sind. Können Sie das bestätigen und hat das Auswirkungen auf die Fahrprüfung?

Die jungen Menschen haben heute nicht mehr den Drang zur Mobilität wie noch vor 20 oder 30 Jahren. Als Beifahrer etwa bei ihren Eltern beobachten sie den Verkehr nicht mehr so mit, da es viele Ablenkungsmöglichkeiten gibt. Das bedeutet, sie kommen mit weniger Erfahrungen in die Fahrschule und wir brauchen eine größere Intensität, um sie vorzubereiten. Und tatsächlich fehlt es auch an Konzentrationsfähigkeit. Das bestätigen ja auch die Schulpsychologen. Da hat sich etwas verändert. Außerdem findet viel zu wenig Verkehrserziehung bei Kindern und Jugendlichen statt. Zwar führt die Polizei in Schulen mit viel Einsatz und Erfolg die Fahrradprüfungen durch, aber ansonsten findet Verkehrserziehung in der Schule und im Elternhaus kaum statt. Wir fänden es schön, wenn auch in ganz jungen Jahren vor der Fahrschule schon Verkehrserziehung stattfinden würde, um die Kinder und Jugendlichen etwas besser auf die späteren großen Herausforderungen im Straßenverkehr vorzubereiten.

Andererseits wird ja sogar die Absenkung des Mindestalters für die Fahrerlaubnis auf 16 Jahre diskutiert. Welche Haltung haben Sie dazu?

Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein

© Fahrlehrerverband Nordrhein e.V.

Das Begleitete Fahren mit 17 ist eine absolute Erfolgsstory. Die EU erwägt deshalb sogar, die Richtlinien zu überarbeiten, damit das Begleitete Fahren mit 17 auch europaweit eingeführt werden kann. Man hat festgestellt, dass diejenigen, die auf diese Art Fahrpraxis erhalten, über 20 Prozent weniger am Unfallgeschehen beteiligt sind und im selben Maß auch weniger andere Auffälligkeiten zeigen. Das mag auch daran liegen, dass es sich um besonders engagierte junge Fahrerinnen und Fahrer handelt. Man weiß aber definitiv, dass jeder Monat Begleitphase ein guter Monat ist. Wenn wir auf 16 runtergehen würden, dann würde man die Begleitphase verlängern. Das kann nur positiv sein. Ein anderes Argument der Befürworter ist, dass es ja auch andere Fahrerlaubnisklassen gibt, bei denen man mit 16 Jahren schon ganz alleine fahren kann, sogar ohne Begleitung. Gemeint ist die Fahrerlaubnis für die Klasse A1 für Leichtkrafträder mit einem Hubraum von maximal 125 Kubikzentimetern. Beim Autofahren steht dem bislang das EU-Recht entgegen, dass eine maximale Absenkung auf 17 Jahre für den Führerschein vorsieht.

Was ist in Ihren Augen bei Fahrprüfung besonders wichtig?

Zunächst einmal sollte man sich gut auf die Verkehrswahrnehmung und das richtige Verhalten bei der Fahrprüfung vorbereiten. Das wird in den Fahrschulen ja auch eingeübt. Dazu kommen Gelassenheit und das Vertrauen darauf, was sie von den Fahrlehrkräften vermittelt bekommen haben. Tipps aus den Sozialen Medien oder dem persönlichen Umfeld sollte dagegen mit großem Vorbehalt begegnet werden. Und natürlich sollte man sich erst zur Prüfung anmelden, wenn der Fahrlehrer wirklich sagt: „Jetzt bist du fit, jetzt kannst du die Prüfung bestehen.“ Und noch ein ganz wichtiger Hinweis: Man sollte möglichst außer dem engen Umfeld keinem erzählen, dass man geprüft wird, und diese Information vor allem nicht in den Sozialen Medien verbreiten, denn dann hat man auf einmal 4.000 Follower und die haben nichts Besseres zu tun, als zu gucken, ob man dann auch die Prüfung besteht. Also keinen künstlichen Druck aufbauen.

Wie könnte das Fahrerlaubniswesen in Zukunft weiterentwickelt werden?

Wir diskutieren intern über eine wissenschaftlich fundierte Optimierung der Fahrschulausbildungen, die in Bezug auf bestimmte Themenbereiche auch regional spezifiziert werden soll. Dann ist es auch ganz wichtig, dass es eine gute Kombination zwischen den digitalen Medien und dem Präsenzunterricht gibt. Die Präsenz im Fahrschulraum wird weiter bestehen, weil man mit den Schülern auch persönlich arbeitet muss. Es gibt leider viele Bereiche, wo auch die Zusammenarbeit mit den Behörden sehr schleppend läuft. Hier müsste die Digitalisierung stärker vorangetrieben werden, damit die Schnittstellen zwischen Fahrschule, Verfahrensbehörde und TÜV noch enger werden. Viele Fahrerlaubnisbehörden sind bislang nicht ausreichend digitalisiert. So ist es beispielsweise bislang nicht möglich, Führerscheinanträge einfach über ein Onlineformular bei den Ämtern zu beantragen. Das muss man sich einmal vorstellen. Und für meine Begriffe gehört auch zum Fahrerlaubniswesen dazu, dass man die Prozeduren im Bereich der administrativen Abläufe rund um den Führerschein vereinfacht, entbürokratisiert und digitalisiert. In einigen Ländern wie Finnland, Slowenien oder den baltischen Staaten erhält man den Führerschein direkt nach bestandener Prüfung digital auf das Smartphone – natürlich unter Wahrung aller Sicherheitsaspekte. TE (31.03.2023)

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